Die Mär um Putins Schuld an den hohen Energiepreisen

von Redaktion — über |

Die Mainstreammedien sind Kriegspartei. Zu keinem anderen Schluss kann man kommen, beschäftigt man sich mit der Berichterstattung rund um den Ukraine-Konflikt. Wie anders kann man erklären, dass diese Medien unisono, gleich einem Trommelfeuer, gegen den angeblich einzigen an diesem Konflikt Schuldigen – Russland – austeilen. Kritische Stimmen werden nicht erlaubt und mit den schon während der Corona-Krise eingeübten Werkzeugen aus dem Meinungskorridor gefegt.

Wer es geschafft hat, sich aus den Fängen der gleichgerichteten Massenmedien zu befreien, der weiß, dass auch diese Medaille zwei Seiten hat. Trotzdem verkünden Politik und Massenmedien seit Monaten im Gleichklang, dass die Schuld an den hohen Energiepreisen Russland und alle vorhergehenden Bundesregierungen mit ihrer Russlandpolitik tragen. Derweil ist es - einer verfehlten grünen Ideologie folgend - politisch nicht gewollt, die Energiekrise zu lösen.

Es muss nur davon abgelenkt werden, dass die Schuldigen der Energiekrise unsere politischen Verantwortlichen sind, andernfalls sähe sich die Regierung Massenprotesten gegenüber. Schauen wir nur auf die Gaspreise – wer kann denn daran schuld sein? Die Fakten liegen offen und wurden auch von den Leitmedien zum jeweiligen Zeitpunkt publiziert. Wissen wollen sie heute nichts mehr davon – helfen wir ihnen auf die Sprünge!

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Mit der Reform des Gas-Marktes wurde Erdgas als Spekulationsobjekt freigegeben – die Folge daraus: Ein um mehrere hundert Prozent gesteigerter Börsenpreis im Vergleich zum Bezug durch langfristige Verträge mit Gazprom. Wenn dann, aus politischen Gründen, kein Gas direkt aus Russland abgenommen wird, ist dieser Preis zu zahlen. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Lieferverträge europäischer Länder mit Russland zugunsten Verträgen mit amerikanischem Flüssiggas gekündigt wurden. Da in Asien die Gaspreise aber noch höher sind als bei uns, fahren die Tanker mit Flüssiggas eben nach Asien statt nach Europa.

Schauen wir auf die fünf Pipelines, die Gas aus Russland nach Europa befördern. Keine dieser fünf liefert aktuell volle Kapazität. Dies Russland vorzuwerfen, würde die Vergangenheit außer Acht lassen: Seit den 50er Jahren fließt das Gas verlässlich von Russland nach Europa, es wurde nie politisch eingesetzt. Selbst während schwerer Krisen oder dem kalten Krieg lieferte Russland, solange die Rechnungen bezahlt wurden. Was also ist geschehen? - Fünf Pipelines, fünf Fakten, die man nachlesen kann:

Die älteste Pipeline ist die „Sojus“, welche ihrem heute verwendeten Namen „Ukraine-Pipeline“ gemäß, durch die Ukraine läuft. Eine wichtige Gasverdichterstation in Lugansk geriet zu Beginn des Konfliktes zwar unter Lugansker Kontrolle, das Gas floss jedoch zwei Monate weiter. Die Ukraine hat den Gasfluss durch diese Pipeline im Mai 2022 plötzlich reduziert. Ein Aufschrei der Medien oder Politik gab es nicht. Bei der weißrussischen Pipeline (Jamal-Europa) hat Polen den polnischen Teil der Pipeline unter Sanktionen gestellt, seitdem gibt es keinen Gastransport mehr aus Russland in unsere Richtung. Noch besser: Seitdem fließt Gas von Deutschland nach Polen!

Unser Nachbarland hat nämlich ein ganz anderes Problem: Nachdem Polen seine langfristigen Lieferverträge mit Russland gekündigt hat, müsste es Gas bei Bedarf zu hohen Börsenpreisen einkaufen.

Nord Stream 1 liefert kein Gas mehr. Ob es nun an der Turbine liegt oder am Sprengstoffanschlag, tut nichts zur Sache. Denn schon im Frühjahr 2022 haben die Grünen oder z.B. auch Friedrich Merz (CDU) einen Stopp der Gaslieferungen durch Nord Stream 1 gefordert – sich aber im Nachhinein darüber beschweren, wenn es dann so kommt?

Nord Stream 2 war fertig gebaut und mit Gas gefüllt. Probleme mit Turbinen und deren Ex- und Import zur Reparatur gäbe es nicht. Die verwendeten Turbinen stammen aus russischer Produktion und könnten dort gewartet werden. Eine Reparatur und Inbetriebnahme wollen Brüssel und Berlin aber nicht – nicht mehr, aber halt auch nicht weniger. Es ist eine rein politische Entscheidung – und die Rechnung zahlen wir alle!

Wie es anders gehen kann, zeigt „TurkStream“- sie pumpt russisches Gas über die Türkei und Südosteuropa bis nach Ungarn. Bulgarien, das die Zahlungsmodalitäten Russlands ablehnt, erhält kein Gas mehr. Ungarn hingegen hat langfristige Verträge mit Gazprom geschlossen und bekommt sein Gas über diese Pipeline zu einem Bruchteil des Börsenpreises, den andere europäische Länder zahlen.

Statt günstiges Gas direkt aus Russland beziehen wir nun eben amerikanisches Fracking-Gas, falls es dann bei uns irgendwann einmal ankommt. Was glauben Sie, wie viel die Fracking-Industrie unserer „amerikanischen Freunde“ an einem Schiff, das mit dem begehrten Gas nach Europa fährt, verdient? Ganze 200 Millionen Euro – und was glauben Sie wer diese Rechnung bezahlt?

Autor: Sven Semmler