Zuweilen treibt der kollektiven Niedergang der Medienbranche einige Verlagspublikationen zu exzessiven Rundumschlägen. So auch neulich bei der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) geschehen. Im SZ+Abo konnten Leser folgende Headline lesen: "Am Morgen liegt ein Hetzblatt im Briefkasten“.
Diese Überschrift wurde zwar kurze Zeit später in „Rechtsruck in Deutschland - Blick hinter die Brandmauer“ geändert und auch das Titelbild wurde - vermutlich aus Angst vor urheberrechtlichen Problemen - ausgetauscht. Der restliche Text der verantwortlichen Redakteurin Frau Anja Blum blieb aber so stehen und man kann ihn unter diesem Archive-Link noch abrufen: https://archive.is/wQB0e 👈
Einem der über 70.000 Leser unserer Schwester-Bürgerzeitung KLARTEXT Oberbayern stieß der Artikel so sauer auf, dass er der "SZ" einen gesalzenen Leserbrief geschickt hat. Mal schauen, ob dieser veröffentlicht wird und ob vom Pressekodex in den Münchner Redaktionsstuben noch etwas übrig geblieben ist ;-)
Leserbrief zum Artikel „Rechtsruck in Deutschland - Blick hinter die Brandmauer“ bzw. zuvor „Am Morgen liegt ein Hetzblatt im Briefkasten“ vom 07.02.2025
Mit großem Interesse habe ich oben genannten Artikel gelesen. Leider hat mich dieser Beitrag sehr enttäuscht, denn er lässt genau die journalistischen Standards vermissen, die ich von der Süddeutschen Zeitung erwarte: Ausgewogenheit, Differenzierung und eine faire Darstellung aller Perspektiven.
Mir ist nicht bekannt, dass es zu besonderen journalistischen Sorgfaltspflichten gehört, einseitig auf (aus dem Blickwinkel der Autorin) „problematische Akteure“ loszugehen, ohne Gegenpositionen zu berücksichtigen oder diese Akteure selbst einmal zu Wort kommen zu lassen. Differenzierungen? Leider Fehlanzeige in der Süddeutschen Zeitung des Jahres 2025. Da wird wirklich alles in einen Topf geworfen:
- Stellen Sie manchmal kritische Fragen zum ungezügelten Windkraftausbau?
- Möchten Sie gefragt werden, bevor noch mehr Asylunterkünfte in Ihrem Wohnviertel eingerichtet werden?
- Legen Sie Wert auf das Recht der freien Meinung und der freien Presse?
- Wünschen Sie sich eine Aufarbeitung der „Maßnahmen“ aus der Covid-Zeit?
- Finden Sie es unangebracht, wie die staatstragenden Medien unisono auf die derzeit einzig erkennbare parlamentarische Oppositionspartei herumhacken?
Beantworten Sie einige dieser Fragen mit „Ja“? Dann werden Sie von der Süddeutschen leider überaus wertend als „Hetzer“, „Querdenker“, „Reichsbürger“, „Rassist“ und „Faktenverdreher“ bezeichnet oder zumindest mit denselben in einem Atemzug genannt. Der Artikel bedient sich häufig wertender Begriffe, ohne die Positionen der Gegenseite differenziert darzustellen. Diese pauschalisierenden Schubladen machen es schwer, den Beitrag als sachlich und ausgewogen wahrzunehmen.
Und noch eine Frage an die Leserinnen und Leser: Sind Sie vielleicht auch in Telegram- oder WhatsApp-Gruppen aktiv? Gruppen, in denen Sie sich informieren oder mit ähnlich Gesinnten austauschen? Vorsicht! Dann sind Sie automatisch mitverantwortlich für „radikalisierte Chats“ und das „Schüren von Misstrauen und Hass“ und natürlich auch die ganzen „Ströme massiver Desinformation“. Soweit der oben genannte Artikel.
Ein zentraler Grundsatz des Journalismus ist, dass alle relevanten Stimmen berücksichtigt werden, um ein differenziertes Bild zu zeichnen. Genau hier versagt der Artikel: Statt verschiedene Perspektiven abzubilden, wird die Gegenseite nur als Bedrohung dargestellt.
Liebe Redaktion der Süddeutschen: Haben Sie das tatsächlich nötig? Glauben Sie wirklich, dass Inhalt und journalistischer Stil des Artikels die Zivilgesellschaft stärkt und die Menschen von der Notwendigkeit demokratischen Engagements überzeugt?
Es wäre wünschenswert, wenn Sie diese Leserkritik nicht nur veröffentlichen, sondern sich intern darüber auch austauschen und Konsequenzen ziehen würden. Sonst heißt es immer öfters: „Am Morgen liegt keine SZ mehr im Briefkasten“ - sondern vielleicht gelegentlich eine regierungskritische Bürgerzeitung, welche übrigens – anders als in Ihrem Artikel behauptet – gar keine „Mitarbeiter“ haben soll, sondern (man höre und staune) „von Bürgern für Bürgern“ gemacht wird. So was gibt’s? Ja, so etwas gibt’s. Bei uns in Oberbayern!
Herzlichst,
Eduard Nowosad