EINE REISE NACH RUSSLAND

von Redaktion — über |

"Die Russen wollen diesen Krieg nicht und haben ihn nie gewollt", antwortet Anja, eine junge Frau mit russisch-ukrainischen Wurzeln, auf die Frage, was Russen über den Ukraine-Krieg denken.

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Ausgelöst wurde er durch die Drohung, die NATO noch weiter nach Osten auszudehnen und amerikanische Waffen, womöglich Atomwaffen, direkt an der russisch-ukrainischen Grenze zu stationieren. Und durch unzählige Bombenangriffe auf den russischsprachigen Ostteil der Ukraine, bei denen 14.000 Menschen getötet und viele andere verletzt wurden, darunter auch Kinder, die durch sog. "Schmetterlingsminen" verstümmelt wurden.

Begonnen hat dieser unselige Bürgerkrieg 2014 mit einem Putsch in Kiew. Die Ereignisse damals beschreibt ein Mann aus dem russischen Belgorod, der eigens nach Kiew gefahren war, um die Freiheitsbewegung zu unterstützen, folgendermaßen: „Keine Freiheit leider, nur Chaos und Drogen."

Während des 2. Weltkriegs hat Anjas Großmutter, die unlängst verstorben ist, sehr schmerzliche Erfahrungen gemacht: Ihr Mann kam nicht aus dem Krieg zurück, ihre neugeborene Tochter starb und ihre beiden achtjährigen Stieftöchter gingen wenig später an Hunger und Tuberkulose zugrunde.

In Russland ist die Erinnerung an diesen Krieg, in dem 27 Millionen Sowjetbürger durch die Schuld des NS-Regimes ihr Leben verloren, sehr lebendig. Das konnten wir auf der diesjährigen Druschba-Reise miterleben, als wir Blumen an Mahnmalen für die Kriegsopfer niederlegten. Unsere kleine Geste der Versöhnung und Trauer wurde sehr freundlich aufgenommen. Die Gruppe aus Deutschland, Österreich und der Schweiz setzte sich mit dieser Reise für die deutsch-russische Freundschaft ein.

Nirgends ist Hass auf die Deutschen zu spüren. Im Gegenteil. Wir sprechen mit Jugendlichen, die liebend gern München oder Köln besuchen würden; die sich für die Gruppe Rammstein begeistern.

Ein junges Paar erzählt uns von seinen interkulturellen Beziehungsproblemen - er stammt aus einer muslimischen Familie, sie aus einer christlichen, beide Familien sind nicht erfreut - aber die beiden halten zusammen. Die jungen Leute waren gerade dabei, an Besucher eines Freiluft-Konzerts kostenlos Gebäck und Wasser zu verteilen. Das war anlässlich der 1000-Jahr-Feier des Städtchens Susdal, das dank seiner prachtvollen historischen Bauten eine Partnerstadt von Rothenburg ob der Tauber ist. Wir kommen auch mit älteren Damen ins Gespräch, die sich sehr freuen, dass wir - meine Begleiterin, eine aus Polen stammende Russisch-Deutsch-Dolmetscherin, und ich - für Frieden und Freundschaft unterwegs sind.

Auf dem Kunsthandwerkermarkt am Rande der Stadt kaufe ich Holzspielzeug von einer Händlerin, die mir erzählt, dass die Präzisionsmaschine, mit der sie die Holzpuzzles herstellt, aus Deutschland stammt. Und ich bewundere noch weitere Holzobjekte, Landschaftsgemälde, getöpferte Flöten in Tiergestalt und wunderschöne Filzschals mit Blumenmotiven.

Für mich persönlich war auch sehr beeindruckend der Besuch bei dem Künstler Vadim in Alt-Rjasan, der in seinen Werken nicht nur die Geister und Engel aus Schlachten der Vergangenheit beschwört, sondern auch seiner Begeisterung für die Sportwagen von Porsche künstlerisch Ausdruck verleiht.

Der wichtigste Eindruck von dieser Fahrt ist: Deutsche und Russen sind dazu geboren, in Freundschaft zu leben und friedlich Handel zu treiben. Wer uns etwas anderes weismachen will, treibt unsere beiden Nationen bewusst ins Verderben.

Noch mehr erfahren Sie über diese Reise - z.B. über den Besuch bei einem Schweizer Landwirt, der in Russland einen Milchviehbetrieb aufgebaut hat, über einen Justizminister, der Reisewarnungen ausspricht oder über eine Behörde, die auswanderungswillige Deutsche berät - in meinem Interview bei Nadjas Welt.

Gastautorin: Sonja Schuhmacher, Weiden/Oberpfalz