Einsicht

von Redaktion — über |

In den letzten Monaten hat mich das Thema "Einsicht" sehr beschäftigt.

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Das liegt vor allem daran, dass ich mich seit „Corona“ selbst verändert und eingesehen habe, dass sich viele meiner Ideale aus unterschiedlichen Gründen in Luft aufgelöst haben. Ich musste zum Beispiel einsehen, dass es einige Freunde gab, die mir mein „Querdenken“ oder „Impfverweigern“ übelnahmen und mich beschimpften. Enttäuschung ist natürlich im ersten Moment unangenehm, sie enthüllt aber auch eine Täuschung.

Was die Angelegenheit für mich so merkwürdig macht, ist aber Folgendes: Ich sah mich ja bis vor ein paar Jahren auch als „linkes Mitglied der Gesellschaft“, und dachte ähnlich wie diese Freunde über viele Dinge. Immer wieder fragte ich mich, wieso sich diese Menschen nicht für meine Veränderung interessierten. Nur wenige hinterfragten meine Entwicklung.

  • Als 2015 die Grenzen geöffnet wurden, war ich auf unsere "deutsche Gastfreundschaft" sehr stolz. Ich half ein Jahr lang ehrenamtlich im Neckermann-Flüchtlingshaus in Frankfurt, betreute dort Kinder im Spielzimmer und unterstützte Lerneinheiten von Teenagern. Dass wir längst an Kapazitätsgrenzen gestoßen sind, weil uns mehrere hunderttausend Wohnungen, viele Schulen und Lehrkräfte fehlen, sah ich erst mit der Zeit ein.

  • Dass es Menschen gibt, die Frauen verachten, bedrohen und in der Gruppe vergewaltigen, hielt auch ich anfangs für Einzelfälle von traumatisierten Kriegsflüchtlingen. Dass überwiegend Machtspiele von Islamisten dahinterstecken, die damit ihre Verachtung von nichtgläubigen Frauen zum Ausdruck bringen, habe ich im letzten Jahr gelernt und eingesehen.

  • Als Angela Merkel kurz nach dem Reaktor-Unfall in Fukushima beschloss, aus der Atomkraft auszusteigen, war ich erleichtert. Schon in meiner Kindheit klebten in meinem Zimmer "Atomkraft - nein danke" Aufkleber. Der Reaktor-Unfall von Tschernobyl in den 80ern machte mir große Angst und ich malte mir aus, dass die Welt ohne Atomkraft schöner und sicherer wäre.
    Zu erfahren, dass alle europäischen Nachbarländer neue AKWs planen und bauen, während unsere Regierung die -als besonders sicher geltenden- Kraftwerke für viele Milliarden abschaltet und im Eiltempo zerstört, hat mich meine Meinung ändern lassen.

  • Als die Regierung immer lauter darüber nachdachte, verpflichtende Frauenquoten in Firmen, Vorständen und auch in der Politik zu erzwingen, fand ich die Idee gar nicht schlecht. Ich dachte, viele Frauen würden große Probleme unserer Zeit vielleicht viel besser und vor allem gerechter lösen können. Sie hatten schließlich über Jahre immer wieder um Gleichberechtigung und gleiche Löhne gekämpft.
    Frauen wie Annalena, Nancy, Ricarda oder Ursula haben mich dann aber zur Einsicht gebracht, dass eine Frau in hohem Amt auch vorrangig an ihre eigenen Interessen und Ideologien denkt. Vielleicht könnte man sogar zu der Einsicht kommen, dass viele Frauen mehr Interesse an der Erfahrung von Mutterschaft und Familie haben sollten, statt sich um feministische Ideale zu kümmern?

  • Als Putin seine Soldaten 2022 in den Krieg gegen die Ukraine schickte, war auch ich geschockt. Mein Sohn hat Verwandtschaft in beiden Ländern und schließlich ist die Ukraine gar nicht so weit entfernt. Natürlich ist es ungerecht und moralisch höchst verwerflich, ein Nachbarland derart zu überfallen und erobern zu wollen. Wenn aber doch längst deutlich wurde, dass Russland viel mehr Soldaten und Durchhaltevermögen hat und die Kriegsopfer jeden Tag steigen, ist es dann nicht Zeit zur Einsicht und dafür, dass man Leben nicht rettet, indem man Waffen liefert, sondern sich an einen Tisch setzt und verhandelt? Welcher Vater oder Mutter von Teenager will denn riskieren, dass die eigenen Kinder in Kürze in diesen Krieg geschickt werden?

  • Als schwuler Mann habe ich die Bedrohung durch islamische Männer schon in den 1990ern eingesehen und sogar am eigenen Leib erfahren. Da ich selbst einen türkischen Vater hatte, liegt es mir sehr fern, alle Muslime auf eine Stufe zu stellen. Ich weiß, dass die Allermeisten sehr ehrbare und gastfreundliche Menschen sind, die Frieden und Freiheit genießen und schätzen. Ich verstehe aber nicht, weshalb gewalttätige Zuwanderer nicht des Landes verwiesen werden oder zumindest hohe Freiheitsstrafen erhalten. Umso mehr freute ich mich, als im März 2024 eine Europawahl-Umfrage der Dating-Plattform „Planet Romeo“ verkündete, dass die etablierten Parteien, die sich diesem Problem verweigern, von schwulen Männern immer weniger gewählt werden.
    Diese Einsicht der schwulen Community fand ich toll!

Natürlich gibt es auch Menschen, von denen man diese Art der Einsicht nicht mehr erwartet: Wenn ich beim Demonstrieren 2024 in Frankfurt noch immer Dieter Bahndorf von der SPD mit FFP2-Maske und „Gegen Nazis“-Schild sehe, empfinde ich inzwischen nur noch Mitleid. Wie wird der arme Kerl sich fühlen, wenn auch ihn irgendwann einmal die Einsicht überkommt und ihm die Fehler seiner Partei wie Schuppen von den Augen fallen?

Zum Glück haben immer mehr Menschen eingesehen, dass die Wahrheit nicht so einfach ist, wie sie von Politik und dem Öffentlichen Rundfunk dargestellt wird. Nun finden sie ehrliche, alternative Nachrichtenquellen.

Vielleicht muss aber auch ich am Ende einsehen, dass ich manche Dinge falsch gesehen und falsch interpretiert habe. Sollte das passieren, wünsche ich mir jedenfalls, dass mir eine erneute Einsicht schnell und ehrlich gelingt.

Gastautor: Thomas T., Frankfurt/Main