Ein Beitrag von Jürgen Meyer
Kaum jemand weiß, wie uneingeschränkt die US-Militärmacht in Deutschland präsent ist. Deutschland ist eine Haupt-Kommandozentrale direkter Kriegsführung. Die US-Armee unterhält allein in Deutschland 119 Militärstützpunkte (so Prof. D. Vine, American University Washington D.C.). Von „Ramstein“ aus wurden die tödlichen Drohneneinsätze in Afghanistan gesteuert. In Stuttgart-Vaihingen, befinden sich zugleich die strategische Zentrale des Europäischen Kommandos der Vereinigten Staaten (EUCOM) und die des obersten alliierten Befehlshabers der NATO. Auch wurde das Oberkommando über US-amerikanische Militäroperationen auf dem afrikanischen Kontinent mit Ausnahme von Ägypten und Dschibuti, aufgebaut. Kein afrikanischer Staat hatte sich dafür als Standort zur Verfügung gestellt.
Die strategische Militärpräsenz der USA in Deutschland hat mit Freundschaft wenig zu tun. Lord Ismay, der erste Generalsekretär der NATO, sagte einmal, Ziel des westlichen Verteidigungsbündnisses sei es, „die Amerikaner drinnen, die Russen draußen und die Deutschen unten zu halten“. Das bringt die Absicht Washingtons, dauerhaft in einem untergebenen Deutschland anwesend zu bleiben und damit gleichzeitig eine feindselige Stellung gegenüber Russland zu beziehen, auf den Punkt.
Weltweit unterhalten die USA über 750 Militärbasen mit 173.000 Soldaten in 159 Ländern. Russland und China verfügen jeweils über weniger als 20 ausländische Stützpunkte. Den amerikanischen Steuerzahler kostete dieser Aufwand bis 2019 jährlich ca. 200 Milliarden US-Dollar.
In der US-Militärbasis Wiesbaden-Erbenheim, der „Clay-Kaserne“, hat das Pentagon seine Kommandozentrale für den Ukrainekrieg mitten im dichtbesiedelten Rhein-Main-Gebiet errichtet. Zu den Aufgaben zählen die Logistik der Waffenlieferungen und die Kampfausbildung von Soldaten.
Hängt es vielleicht mit der deutschen Geschichte zusammen? Historischer Rückblick: Seit Ende des 2. Weltkrieges ist unser Denken in Deutschland dahingehend geprägt, die USA als notwendige Ordnungsmacht zu akzeptieren, welche die Welt vor der Bedrohung durch Russland und seit 9/11 vor Terrorismus schützt. Unser Grundgesetz in Artikel 26 verbietet jedoch einen Angriffskrieg: „Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen." Die deutsche Regierung scheint in wesentlichen Entscheidungen jedoch von der Zustimmung Washingtons abhängig zu sein. Dass das so ist, ist in Bezug auf Nord Stream 2 wieder deutlich geworden. Joe Biden hatte nämlich die Attacke auf Nord Stream angedroht: „Wenn Russland einmarschiert, das heißt Panzer oder Truppen wieder die Grenzen zur Ukraine überqueren, dann wird es kein Nord Stream 2 mehr geben. Wir werden dem ein Ende setzen.“ Aussagen wie diese, über die Köpfe deutscher Politiker hinweg und völlig an den Interessen der hiesigen Bevölkerung vorbei, stärken den Eindruck, dass das zum Ende des 2. Weltkriegs eingeführte US-Besatzungsrecht heute noch gilt.
Offensichtlich wird Deutschland vom Pentagon stellvertretend als direkter Kriegsgegner Russlands positioniert. Herbert Martin, Präsident des International GeoPolitical Institute in Wien, kommentiert: „Und wenn die USA jetzt diese Militärzentrale für die Ukraine in Wiesbaden einrichten, wird damit Deutschland genau der Fokuspunkt eines eventuellen Angriffes von Russland, weil hier Deutschland zusammen mit Amerika Kriegspartei ist. Deutschland wird zur Zielscheibe einer direkten Konfrontation mit Russland. Das ist genau das, was die USA planen einen Krieg in Europa zu entfachen.“ Wenn die USA von deutschem Boden aus die Ukraine bewaffnen, versorgen und ausbilden, dann wird Deutschland zum unmittelbaren Kriegsgegner Russlands. Washington ist über 6.000 km weit weg und im Konfliktfall wird zuerst die Filiale des Pentagon in Erbenheim angegriffen. Sollte sich Russland zu sehr in die Enge getrieben fühlen, könnte ein katastrophaler Krieg mitten in Europa ausbrechen.
Die Bundesregierung und einzelne Politiker spielen diesen Tatbestand immer wieder herunter. US-Interventionen - wir sprechen von Kriegen - werden als „Nationale Sicherheitsstrategie“ oder „Konfliktabschreckung“, „demokratische Lösungen“ oder als Mittel zur „Sicherung des Friedens“ bezeichnet. Kriege sind immer unmenschlich. Es geht in allererster Linie um Rohstoffe wie Erdöl und geostrategische Vorteile. Wenn Kriege wirklich Frieden bringen würden, müsste sich das in der Bilanz der US-Antiterrorkriege zeigen? Aber: Das "US-Watson Institute For International And Public Affairs" der Brown University hat eine Projektstudie über die menschlichen und wirtschaftlichen Kosten der US-Kriege nach dem 11. September 2001 herausgegeben: Mindestens 929.000 Menschen kamen durch direkte Kriegsgewalt ums Leben, unzählige Verluste durch indirekte Kriegsfolgen:
Unterernährung, beschädigte Infrastruktur und Umweltzerstörung, Vertreibung von 38 Millionen Menschen durch die Kriege in Afghanistan, Pakistan, Irak, Syrien, Libyen, Jemen, Somalia und auf den Philippinen. Aushöhlung der bürgerlichen Freiheiten und der Menschenrechte im In- und Ausland; ein Großteil der Mittel für humanitäre Hilfe und den Wiederaufbau der Zivilgesellschaft ist durch Betrug, Verschwendung und Missbrauch verloren gegangen. Kosten der Kriege nach 9/11 im Irak, in Afghanistan, Pakistan, Syrien (und weitere): etwa 8.000 Milliarden Dollar. Nach dem unvorstellbaren Grauen und Leiden der beiden Weltkriege schworen sich die Menschen „Nie wieder Krieg!“
Bitte gehen Sie nicht einfach zur Tagesordnung über. Sehen Sie sich folgende Sendungen an und erfahren Sie Fakten zum Thema:
- USA – Russland: Kein Spiel mehr mit dem Feuer! kla.tv/21397
- Aktuelle Waffenlieferungen an die Ukraine - Im Filz der Waffenlobby kla.tv/24679
- Die Kosten der Antiterrorkriege der USA nach 9/11 kla.tv/24540
- Ist Deutschland schon im Krieg? kla.tv/24902