Edward Bernays: Der Meister der Public Relations
Impressionen einer szenischen Lesung der „Erisischen Kontrollgruppe“
„Wir sind in der Lage soweit zu gehen, wie man muß!“ brachte manche Zuschauer zu der Überlegung „Wer ist wir? Und wohin soll es gehen? Woher oder von wem stammt dieser Satz?“
„Wir sind in der Lage soweit zu gehen, wie man muss!“ bezieht sich auf die Ideen Edward Bernays, einer der einflussreichsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, und sein Fachbuch „Propaganda“. Das Buch erschien bereits 1928 in den USA, die erste deutsche szenische Lesung hierzu im Jahr 2022 in Berlin und nun endlich auch in Frankfurt: Am 5.7.2024 konnte ein begeistertes Publikum die erste Aufführung in Frankfurt am Main im SAALBAU Gutleut erleben, die vom Freidenker Verband mit Unterstützung der „Nachdenkseiten“ veranstaltet wurde.
Initiiert von Gerhard Vondruska gründete sich das Künstlerkollektiv „Erisische Kontrollgruppe“ Ihre Zielsetzung ist es gemeinsam das Wirken und die Folgen der Arbeit von Edward Bernays, dem „Meister der manipulierenden Propaganda“ ins Licht der Öffentlichkeit zu heben. Als Patronin diente ihnen die griechische Göttin Eris, die Göttin des Zwiespalts, der Unordnung, des Zweifels, „denn“, so zitiert Vondruska Max Weber, „der radikalste Zweifel ist der Vater der Erkenntnis.“
„Und die Dinge müssen benannt werden, damit sie sich verändern können!“ wusste damals auch der Psychoanalytiker Sigmund Freud, der mit der charmant-süffisanten österreichischen Stimme Gerhard Vondruskas von dem manipulierenden sowie betrügerisch kriminellen Wirken seines Neffen Edward erzählt. Allerdings wird diese Art von Publik Relations (PR) wohl bis heute nicht als kriminell betrachtet, obwohl sie damals wie heute (Stichwort: PLandemie) wesentlich dazu beigetragen hat, dass die größten Lügen der Menschheitsgeschichte von einigen wenigen einflussreichen Menschen verbreitet werden - zu Gunsten der Gewinnmaximierung und zu Lasten der menschlichen Gesundheit und der Natur.
"Die bewusste und zielgerichtete Manipulation der Verhaltensweisen und Einstellungen der Massen ist ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Gesellschaften. Organisationen, die im Verborgenen arbeiten, lenken die gesellschaftlichen Abläufe. Sie sind die eigentlichen Regierungen in unserem Land. Wir werden von Personen regiert, deren Namen wir noch nie gehört haben. Sie beeinflussen unsere Meinungen, unseren Geschmack, unsere Gedanken,“ so Bernays.
„Wundert es Sie, dass dieses Buch nach Kriegsende bei Reichsminister Göbbels im Bücherschrank gefunden wurde?“
Er fand es sicher praktisch anwendbar! Denn das Fachbuch von Bernays „Propaganda“ gilt bis heute als Standard-Klassiker der Public Relations (PR). Ein milliardenschwerer Markt von PR-, Marketing- und Beraterfirmen bedient sich seiner Erkenntnisse.
Edward Bernays gilt als Stammvater der modernen PR-Industrie. Er wurde 1917 in das Commitee on Public Information des USPräsidenten Woodrow Wilson berufen, das die Kriegsbegeisterung an der Heimatfront fördern sollte. Er übertrug seine Erfahrung in der Kriegspropaganda auf kommerzielle Werbung und politische Kommunikation. Damit revolutionierte er das – charmant „Verbraucherinformation“ genannte – Gewerbe mit Methoden der Massenpsychologie. Und nutzte dafür die Erkenntnisse seines Onkels Sigmund Freud zur Verhaltenssteuerung durch den unbewussten Teil der Psyche. Da bleibt es nicht aus, dass sich die Frage nach dem Ethos und einer Moral hinsichtlich des Menschenbildes in diesem Gewerbe stellt.
Dem Künstlertrio – Gerhard, Kathrin und Jean-Theo - ist es erfolgreich gelungen, diese komplexen Inhalte in einer anschaulich lebendigen Art darzustellen. Jean-Theo wirkte mit verschiedenen Stimmen aus Politik und Wirtschaft. Mal sanft oder mit eindringlicher Intensität gelang es ihm den Funken der Manipulation auf das aufmerksame Publikum direkt erfahrbar zu übertragen. Vermutlich mit ähnlicher Durchsetzungskraft wie damals Edward Bernays, der beispielsweise 4.500 Ärzte dazu brachte ihren Patienten das Zigarettenrauchen zu empfehlen und erstmals auch den Frauen das Zigarettenrauchen nahebrachte: Innerhalb einer Demonstration der Frauenbewegung platzierte er gezielt einige Frauen auf Honorarbasis, die bei ihrem Kampf um Gleichberechtigung und um das Wahlrecht eine Zigarette als symbolische Fackel der Freiheit den Kameras entgegenhielten. Und dieser Funke zündete viele weitere an. Schlecht für die Gesundheit der Frauen! Gut für das Marketing der Tabakindustrie.
Auch Kathrin präsentierte die weltgrößten Unternehmensberatungen mit ihrem Einfluss auf die Industrie und Politik mittels Netzwerken sowie Multiplikatoren überzeugend. Im Epilog ertönte abschließend noch einmal ihre Stimme geheimnisvoll suggestiv als unsichtbare Göttin Eris:
„Ich komme, um euch zu sagen, daß ihr frei seid. Vor langer Zeit verließ mein Bewußtsein euch Menschen, auf daß ihr euch frei entwickeln könnt. … Ich bin wieder da und sage euch, ihr seid frei!“
Diese szenische Lesung, initiiert durch den Autor und Theatermacher Gerhard Vondruska, machte geistreich mit facettenreicher Darstellungskunst aller Akteure aufmerksam auf die aktuelle Beeinflussung der Menschen durch Public Relations, Denkfabriken (Thinktanks) und NGO’s! Mit Bernays Worten, doch im anderen Sinn zu realisieren: „Es braucht mehr Events!“ Denn die Dinge müssen erstmal benannt werden, damit sie sich verändern können! Diese „PROPAGANDA-Show“ darf noch an vielen Orten gezeigt werden!“
Kontaktanfragen zur „Erisischen Kontrollgruppe“ bitte per Email an ekg-propaganda@tutanota.com.
Gastautorin: Ilona L. Arzt - Mühlheim/Main
Ergänzung: Fragen an Gerhard Vondruska (Initiator der „Erisischen Kontrollgruppe“ und Autor der szenischen Lesung „Propaganda – The Master of Sensation“) von Ilona Arzt:
Kannst Du Dich bitte kurz vorstellen und etwas darüber erzählen, wie Du zu dieser Idee des Stückes gekommen bist?
Mein Name ist Gerhard Vondruska. Gebürtiger Wiener. Ich betrachte mich im Bernhard`schen Sinne eher als "Theatermacher", denn als -nur- Schauspieler. Obgleich ich Absolvent einer Schauspielschule in Paris bin. Ich bin Ende 1992 in Berlin eingewandert.
Das Trio entstand im Sommer 22. Ich arbeitete /recherchierte an dem Projekt im Winter 21 auf 22. Ich wollte als Trio aufführen, das war Teil der Vorgangsweise. Ich übermittelte eine Rohfassung Jean Theo, mit der Frage was er davon hält. Er meinte, das müssen wir unbedingt machen.
Kollegin Birgit hatte ich damals angefragt, weil ich wußte, sie ist "gleichen Geistes". Zu dem Zeitpunkt spätestens war in uns Dreien teils aus gemachten Erfahrungen mit der Umwelt, als auch dem gepflegten Massenmedien Irrwitz völlig klar. WIR KAUFEN DAS SO NICHT. (Das war auch meine Veranlassung seit 21., warum ich damit begann)
Wer war Edward Bernays?
Zuvorderst, ein Kind Österr. Eltern! Seine Mutter, geborene Anna Freud,emigriert mit dem einjährigen Kind in die USA.
Es war nicht mein erster Text nach Recherchen für eine szen. Lesung. Als Schauspieler und Schreiber diverser paratheatraler Szenarien. Schon Mitte der 90s widmete ich mich dem komplexen Thema der Globalisierung. (Bedauerlich ist nur, seit damals ist nichts wirklich besser geworden. Man könnte die Lesung heute fast unbearbeitet erneut inszenieren....)
Literarische Lesungen sind über die Jahre dazu gekommen. (Lorca, Rimbaud/Verlaine ...). Warum also Bernays jetzt?
Nun, nennen wir es das sensible Empfinden des Kunstschaffenden auf den Zeitgeist. Wenn man seit gut 2 Jahren einem de facto Arbeitsverbot unterliegt, hat man viel Zeit tot zu schlagen. Ich nutzte sie wie viele andere -Unterbeschäftigte-. Mit dem Lesen verschiedenster Medienquellen. Wer erzählt uns was? Je länger die Sachlage voran ging, um so mehr stellte sich der Impuls ein. Trau keiner Botschaft unkritisch. Die Intuition hat mich geleitet. Es gibt doch sicher eine Art Technik, mit der Inhalte / Botschaften bestmöglich verbreitet werden.
Wo fing das an und wann?
Tja. bei Bernays wurde ich fündig. Er war nicht der Erste, aber sicherlich einer der bedeutendsten PR / Propaganda Entwickler.
Wer heute dieses Metier anerlernt bekommt, wird sicherlich seine Bücher gelesen haben. Sein 1928 erschienenes 2. Buch heißt tatsächlich , "Propaganda". Muß man gelesen haben. Es sträuben sich einem die Nackenhaare. Die inhärente Geisteshaltung, das Menschenbild das damit verbunden ist.
Goebbels fand das Buch sicher großartig.
In der szenischen Lesung wird daraus zitiert, um es zu verdeutlichen. Ein Beispiel: "Die bewusste und zielgerichtete Manipulation der Verhaltensweisen und Einstellungen der Massen ist ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Gesellschaften. Organisationen, die im Verborgenen arbeiten, lenken die gesellschaftlichen Abläufe. Sie sind die eigentlichen Regierungen in unserem Land. Wir werden von Personen regiert, deren Namen wir noch nie gehört haben. Sie beeinflussen unsere Meinungen, unseren Geschmack, unsere Gedanken. Doch das ist nicht überraschend, dieser Zustand ist nur eine logische Folge der Struktur unserer Demokratie: Wenn viele Menschen möglichst reibungslos in einer Gesellschaft zusammenleben sollen, sind Steuerungsprozesse dieser Art unumgänglich."
Das kann man als krude Ansicht eines vor 100 Jahren tätig gewesenen betrachten. Was aber bleibt ist seine Wirkweise bis heute. Nämlich diese Geisteshaltung die sich inhärent manifestiert hat.
Die ist nicht neu. Deswegen zur Deutung dessen mein Ausflug zurück bis zu Sokrates, Platon, Hegel.
Wer Massenpsychologische Erkenntnisse wie Bernays anwendet, der begibt sich in die Schemata von Totalitarismus. Und die Beweisführung das dem so ist, die überlasse ich den schwerlich zu ignorierenden Geistesgrößen Sir Karl Popper, Erich Fromm. Am Ende endlich einer Frau. YVONNE HOFSTETTER. Sie ist führende Spezialistin zum Thema künstliche Intelligenz (KI).
Was hat es mit ERIS auf sich?
Der Göttin des Zwiespaltes, der Unordnung, des ZWEIFELS. Sie wurde mir, vielleicht auch vielen anderen, zur Patronin. Wer mehr verstehen möchte, lese die PRINZIPIA DISCORDIA. Alle die dem Ethos der Eris folgen, führen Krieg für den Zweifel. Δόξα στην Έριδα
"Denn der radikalste Zweifel ist der Vater der Erkenntnis." Max Weber
Gibt es noch etwas Besonderes, dass ich in einem Artikel über Euch erwähnen könnte?
Was ich an der Stelle besonders erwähnenswert erachte, sind die mannigfachen Reaktionen die uns nach "Show-"Ende im Gespräch entgegen kamen. Momente der Sprachlosigkeit, der Verunsicherung, aber auch der Zustimmung und Verständnis. Ich wartete ständig auf die Frage an den Autor, also mich, "woher ich denn das alles wisse" und ob das alles "Evidenz geprüft" "Fakten gecheckt" sei. Auf solche "Prüfer" warte ich bis heute. Es wäre mir ein Vergnügen. Ich kann nur sagen, mein erster Beruf war Buchhändler. Ich bin vertraut mit dem Lesen schwerlastiger Literatur. Ich wußte schon vorher, wer Sir Karl Popper oder Erich Fromm war. Auch Platon und Sokrates. Ich habe Poppers "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" tatsächlich gelesen, ansonsten könnte ich ihn nicht in dem Kontext zitieren. Die Kunst bestand nun darin, diese "schwer verdauliche" Materie erfassbar zu "servieren".
Ich finde, dass Euch das sehr gut gelungen ist! Möchtet ihr mit diesem Stück noch öfter auftreten?
ABER SICHER!
Anm d.Red.: Wer selbst etwas gegen „Propaganda“ machen möchte, für die wir auch noch direkt oder indirekt zur Kasse gebeten werden, bitte hier entlang zur supereinfach zu bedienenden Programbeschwerde-App „Rundfunkalarm“