SPRACHE ALS SCHLACHTFELD – WARUM WIR KLARTEXT BRAUCHEN

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Ein Gastbeitrag von Christian Demmel

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Wir leben in einer Zeit, in der nicht nur politische Entscheidungen, sondern bereits die Begriffe, mit denen wir sie beschreiben, zum Streitfall geworden sind. Worte, die einst Orientierung boten, werden heute umgedeutet, überhöht oder entleert.

Die Sprache, unser wichtigstes Werkzeug der Verständigung, ist zum Schlachtfeld geworden.

Begriffe wie Demokratie, Freiheit, Solidarität, Vielfalt, Fortschritt oder Menschenwürde klingen gut – wer wollte sich ihnen verweigern? Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Diese Worte werden zunehmend als Kampfbegriffe eingesetzt. Sie dienen nicht mehr der Beschreibung, sondern der Bewertung. Nicht mehr der Verständigung, sondern der Ausgrenzung.

Wenn von „unserer Demokratie“ gesprochen wird, ist oft nicht die freiheitlich-rechtsstaatliche Ordnung des Grundgesetzes gemeint, sondern ein ideologisch gefärbtes Systemverständnis, das Kritik als Gefahr und Abweichung als Feind betrachtet. Wer Fragen stellt, gilt schnell als „antidemokratisch“. Wer abwägt, als „unsolidarisch“. Wer bewahren will, als „rückständig“.

Diese Entwicklung betrifft alle politischen Lager. Linke Bewegungen sprechen von "Empowerment, Inklusion und Antidiskriminierung" – oft mit gutem Anliegen, aber nicht selten mit ideologischer Schärfe. Konservative Kreise sprechen von Heimat, Tradition und Werten – manchmal mit berechtigter Sorge, aber gelegentlich mit Ausschlussreflex. Liberale Kräfte rufen nach Freiheit und Eigenverantwortung, während sie zugleich neue Abhängigkeiten durch Digitalisierung und Globalisierung schaffen.

Die Wahrheit ist: Kein Lager hat ein Monopol auf die Sprache. Aber jedes Lager trägt Verantwortung für ihren Zustand.

Was wir brauchen, ist eine Rückkehr zum KLARTEXT. Nicht zur groben Vereinfachung, sondern zur ehrlichen Benennung. Nicht zur ideologischen Reinheit, sondern zur demokratischen Offenheit. Nicht zur moralischen Überhöhung, sondern zur sachlichen Verständigung.

Denn Demokratie lebt nicht von Schlagworten – sondern von Streitkultur. Freiheit lebt nicht von Etiketten – sondern von Verantwortung. Solidarität lebt nicht von Zwang – sondern von Freiwilligkeit.

Wir müssen wieder lernen, Begriffe zu prüfen, statt sie zu übernehmen. Wir müssen wieder fragen: "Was meinen wir wirklich, wenn wir von Gerechtigkeit sprechen? Von Fortschritt? Von Menschlichkeit?"

Und wir müssen den Mut haben, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen – ohne Angst vor Etikettierung, ohne Furcht vor moralischer Verurteilung. Sprache ist kein Besitz. Sie ist ein Gemeingut. Wer sie missbraucht, gefährdet das Fundament unserer Gesellschaft. Wer sie pflegt, stärkt das Vertrauen in Demokratie, Rechtsstaat und Mitmenschlichkeit.

Lassen Sie uns gemeinsam für eine Sprache eintreten, die klar, ehrlich und demokratisch ist. Für eine Sprache, die nicht spaltet, sondern verbindet. Für eine Sprache, die nicht täuscht, sondern aufklärt.

Denn nur wer Klartext spricht, kann auch Klarheit schaffen.

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