Ein Beitrag von Dr.-Ing. Bernd Fleischmann
„Sonne und Wind schicken keine Rechnung“, hört man von Befürwortern der „Energiewende“. Ja, es stimmt, aber das Gleiche gilt für Kohle, Gas, Öl und Uran. Die Stromrechnung kommt immer vom Verteilnetzbetreiber. Deutsche Verbraucher zahlen die höchsten Strompreise der Welt, abgesehen von Kleinstaaten. Die Preise sind laut Destatis fast 50% höher als im EU-Durchschnitt, fast doppelt so hoch wie in Polen und fast viermal so hoch wie in Ungarn.
Doch das ist nicht die gesamte Rechnung. Zusätzlich zahlten die Steuerzahler im letzten Jahr 23 Mrd. Euro als Differenz zwischen den garantierten Einspeisevergütungen und den tatsächlichen Marktpreisen an die Betreiber von Photovoltaik- und Windkraftanlagen und 12 Milliarden Euro an energieintensive Unternehmen, um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Auch das ist ein Weltrekord und Ergebnis grüner Planwirtschaft. Es ist auch ein „Erfolg“ der gestiegenen Stromerzeugung durch „Erneuerbare“ auf 57% der inländischen Stromerzeugung. Das regierungsnahe Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme gibt wie immer einen schöngerechneten Wert von 62,7% an, aber dieser enthält nicht die Eigenstromerzeugung in der Industrie, Netzverluste und Kraftwerksverluste.
Es ist sogar doppelt schöngerechnet, denn die gesicherte Einspeiseleistung von Wind- und Sonnenkraftwerken ist null, wie wir während mehrerer Dunkelflauten im letzten Winter sehen konnten. Deshalb ist der Anteil von Wind- und Sonnenenergie am Primärenergieverbrauch in Deutschland, der von Wärmeerzeugung, Verkehr und Industrie dominiert wird, nicht die offiziellen 5%, sondern – unter Berücksichtigung der Energieaufwände für Herstellung, Infrastruktur, Speicher, Netzstabilisierung etc. – nur etwa 3%.
Schöngerechnet werden auch die CO2-Emissionen von PV-, Windkraft- und insbesondere Biogasanlagen, die alle mit null Gramm pro kWh offiziell bilanziert werden. Die realen CO2-Emissionen von Biogasanlagen sind inklusive des umgerechneten Methanschlupfs teilweise höher als bei Erdgaskraftwerken. Für die gesamte Stromerzeugung ergeben sich damit Werte, die mehr als 20% höher sind als die offiziellen und etwa zehnmal so hoch wie in Frankreich. Die Kosten der „Energiewende“ bis 2024 werden auf mehr als 500 Milliarden Euro geschätzt. Damit hätte man die Stromversorgung wie in Frankreich auf mehr als 70% Kernenergie umstellen können – und müssen, wenn es wirklich um CO2-Einsparungen gegangen wäre. Bis zum Jahr 2045 schätzt der wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestags die Gesamtkosten der „Energiewende“ auf 10 Billionen Euro, mehr als 200 Tausend Euro pro Erwerbstätigen.
Was bekommen wir dafür? Ein instabiles Stromnetz, dessen Stabilisierungsmaßnahmen Jahr für Jahr zunehmen, in den letzten 12 Jahren um mehr als das Zehnfache, und das immer öfter während Dunkelflauten auf Stromlieferungen aus dem Ausland angewiesen ist. Und während sogenannter Hellbrisen wird mehr Strom erzeugt, als abgenommen werden kann, weil die Hälfte der Wind- und Sonnenkraftwerke nicht abgeregelt werden kann, was die Gefahr von Blackouts erhöht.
Der spanische Netzbetreiber Red Electrica (jetzt Redeia) hat auf diese Gefahren seit dem Jahr 2020 regelmäßig hingewiesen. In seinem im Februar 2025 vorgelegten Jahresbericht identifizierte Redeia 127 potenzielle Risiken für die Netzstabilität, darunter auch "schwere Stromausfälle" aufgrund der hohen Einspeisung „erneuerbarer Energien“. Besonders betont wurde die geringe technische Anpassungsfähigkeit kleinerer Anlagen, wie z. B. Balkonkraftwerke, bei plötzlichen Störungen im Netz. Am 16. April 2025 bejubelte die spanische Regierung, dass zum ersten Mal an einem Wo-chentag der gesamte Strombedarf durch „erneuerbare Energien“ abgedeckt werden konnte. Kurz darauf, am 28. April, ereignete sich der schwerste Stromausfall in der Geschichte Spaniens, bei dem innerhalb von nur fünf Sekunden 15 Gigawatt Leistung verloren gingen, was etwa 60 % der nationalen Stromnachfrage entspricht. Dieser Vorfall führte zu einem großflächigen Stromausfall in Spanien, Portugal und Teilen Frankreichs.
Obwohl die genaue Ursache des Ausfalls noch untersucht wird, wird vermutet, dass eine plötzliche Überproduktion von Solarstrom in Verbindung mit einer unzureichenden Netzstabilität zu diesem Vorfall führte. Es wurden starke Frequenz- und Spannungsschwankungen gemessen. Einige Exper-ten argumentieren, dass die fehlenden Schwungmassen im Netz, bedingt durch den Rückgang konventioneller Kraftwerke, die Fähigkeit des Systems beeinträchtigt hat, plötzliche Störungen zu kompensieren. Und viele Fachleute fragen sich nicht mehr, ob es einen Blackout auch in Deutschland geben wird, sondern wann und mit wie vielen Toten.
Die steigenden Kosten der „Energiewende“ und die zunehmende Unsicherheit bezüglich der Stromverfügbarkeit beschädigen eines der wichtigsten Investitionskriterien für Unternehmen: Vertrauen in den Standort. Auch deshalb waren die Investitionen deutscher Unternehmen im Ausland vier- bis fünfmal so hoch wie die ausländischer Unternehmen bei uns. Das führt zur Deindustrialisierung und zwangsläufig zur Verarmung Deutschlands. Eine Umkehr von diesem Irrweg gibt es nur mit einem Stopp der „Energiewende“ und einem Wiederaufbau einer sicheren und kostengünstigen Stromversorgung mit fossilen Kraftwerken und Kernkraftwerken.