Zur Erinnerung: Nord Stream-Sabotage (1) SPIEL MIT DEM NUKLEAREN FEUER

von Redaktion — über |

Die Sprengung der Nord Stream-Pipelines war der größte Akt von Wirtschaftssabotage in der Geschichte. Und eine verdeckte Drohbotschaft an Russland, allem Anschein nach überbracht durch eine Atomwaffe.

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Als 2022 auf dem Grund der Ostsee drei von vier Nord Stream-Röhren gesprengt wurden, zeichneten Seismographen die Erschütterungen sogar in zweieinhalbtausend Kilometern Entfernung auf. Aber nirgends bebte die Erde so stark wie in Kaliningrad. Den Menschen dort muss ein Schreck in die Glieder gefahren sein. Kaliningrad liegt 500 Kilometer vom Detonationsort entfernt, die Erschütterungen waren zehnmal stärker als auf der nur 70 Kilometer entfernten Insel Bornholm. Wie ist das möglich?

Werden die durchs Wasser laufenden Druckwellen mithilfe von Technik in entsprechende akustische Signale umgewandelt, so löste die Explosion im nahen Bornholm ein Geräusch wie ein ferner Donnerknall aus. Nicht aber so im fernen Kaliningrad: Dort hörte es sich an, als würde ein Kampfjet mit ohrenbetäubendem Krach durch ein enges Alpental fliegen.

Dr. Hans-Benjamin Braun, ein Schweizer Physik-Wissenschaftler, hat sich von den offiziellen Mutmaßungen zur Nord Stream-Explosion nicht leiten lassen. Er analysierte alle öffentlich zugänglichen Messdaten. Er wollte herausfinden, was sich tatsächlich am Grund der Ostsee abspielte. Seine Erkenntnisse sendete Braun, weltweit an Persönlichkeiten mit politischer Verantwortung. Und selbstverständlich spricht der Schweizer Forscher auch öffentlich über seine Erkenntnisse.

Ein Blick auf die Unterwasser-Topografie der Ostsee zeigt, warum es in Kaliningrad viel stärker geknallt hat als irgendwo sonst im Baltischen Meer. Für die Sprengung wurde der Sabotageort ganz bewusst gewählt: am Beginn eines Unterwassercanyons namens „Stolpe Rinne“, der wie ein Megafon direkt auf die Steilküste vor Kaliningrad gerichtet ist. Dadurch haben sich die Explosions-Schockwellen ungehindert in Richtung Kaliningrad ausbreiten können und wurden durch die Reflexionen an den Wänden des Meeresgrabens zusätzlich verstärkt – ein Trichtereffekt, der dem Kreml eine unüberhörbare Nachricht zuschrie.

Kaliningrad (ehem. Königsberg) ist mit seiner halben Million Einwohner auch ein großer russischer Ostsee-Militärstützpunkt. Dieser war direkt bedroht worden, ohne dass die Weltöffentlichkeit Kenntnis nahm. Der von CIA-Leuten ausgeheckte Plan (mehr hierzu in Ausgabe 6) war ebenso genial wie teuflisch: Er setzte die Zündung einer Thermonuklearwaffe voraus.

Russland hat die Botschaft verstanden; plötzlich begann Putin anzudeuten, dass für Russlands Verteidigung jede Option auf dem Tisch liege, also auch der Einsatz von Atomwaffen. Die Meinungsmacher im Westen nahmen das sofort als Beweis, dass Putin wahnsinnig geworden sei.

Davon unbeeindruckt testete Russland, einen Monat nach der Nord Stream-Sabotage, seit Langem wieder eine Interkontinentalrakete und unterstrich seine Möglichkeit, die USA jederzeit vernichtend 8treffen zu können. Ein halbes Jahr nach der Sabotage meldeten westliche Medien, Putin lasse taktische Nuklearraketen nach Belarus (Weißrussland) verlegen und bedrohe damit Europa.

Das dürfte wohl Putins Antwort auf Bidens Botschaft gewesen sein, welche der Anschlag auf Nord Stream zuvor überbracht hatte. Schließlich darf der Einsatz einer amerikanischen Nuklearwaffe allein vom US-Präsidenten autorisiert werden. Und dass Nord Stream von einer Atombombe zerstört wurde, lässt sich nach den Erkenntnissen von Hans-Benjamin Braun nicht mehr bezweifeln. Er habe dreißig Hinweise oder Belege für die Explosion einer Thermonuklearwaffe, betont der Physiker.

Die Unterwasser-Gasleitungen hätten problemlos durch einen konventionellen Sprengstoff mit einer Explosionskraft von wenigen Hundert Kilo TNT zerstört werden können, wie es die offizielle These behauptet (deutsche Behörden gehen von einer Sprengkraft von maximal 500 Kilo TNT aus) – eine Atombombe hätte es dazu nun wirklich nicht gebraucht. Sie war aber als Drohgebärde nötig, die nur von Insidern verstanden werden kann. Dummerweise auch von Insidern wie Hans-Benjamin Braun, jahrelang als leitender Wissenschaftler am Paul-Scherrer-Institut (PSI) tätig war – einer staatlichen Forschungseinrichtung, die als inoffizielle Schweizer Atombehörde gilt.

Ein unwiderlegbare Beweis, dass Nord Stream nicht mit konventionellem Sprengstoff zerstört wurde, sind die aufgezeichneten seismischen Daten. Hier habe man absichtlich fehlinterpretiert und Vieles im Unklaren gelassen, so Braun. Trotzdem zeige sich, dass die Sprengkraft bis zu tausendmal stärker gewesen sein müsse als offiziell behauptet. „Die ersten veröffentlichten Zahlen kamen vom norwegischen Erdbebeninstitut NORSAR und enthielten keinerlei Informationen über die tatsächliche Stärke der Explosion“, so der Physiker und weist darauf hin, dass diese Forschungsstelle ein Gemeinschaftsprojekt des norwegischen Staats mit dem Los Alamos National Lab (USA) ist, wo man bis heute an Kernwaffen forscht.

Die norwegische Marine hat eng mit den USA zusammengearbeitet, um die Sprengung zu ermöglichen. Doch diese verdeckten militärischen Operationen reichen schon viel weiter zurück, schrieb der amerikanische Journalist Seymour Hersh zum Jahrestag der Nord Stream-Sabotage: „Norwegische Seeleute und Patrouillenboote halfen Anfang der 1960er Jahre, amerikanische Saboteure nach Nordvietnam zu schmuggeln, als die USA dort einen nicht erklärten Krieg führten.“ Dass Norwegen kein Interesse an einer Aufklärung zu Nord Stream hat, liegt auf der Hand – zumal Norweger und Amerikaner mehr eigenes Erdgas nach Europa verkaufen können.

Als Schweden später Seismogramme veröffentlichte, „ergab deren Interpretation einen 36 Mal stärkeren seismischen Erschütterungswert“, erklärt Braun. Und der später vom British Geological Survey veröffentlichte Wert von 3,9 auf der Magnitudenskala bedeute tausendmal stärkere Schockwellen im Boden als die Norweger geschätzt hatten (und wie es immer noch auf Wikipedia steht). Berücksichtige man, welche Werte am Nordkap gemessen wurden, müsse eine Sprengkraft von mindestens einer Kilotonne vielleicht sogar bis vier im Spiel gewesen sein.

Jetzt befinden wir uns im Bereich der Zerstörungskraft einer kleinen Atombombe. Die aufgezeichneten seismischen Signale in ihrer Form entsprechen exakt dem Erschütterungsmuster, das Seismografen dokumentierten, als Nordkorea 2013 einen Unterwasser-Atomwaffentest durchführte.

Dazu passt des Weiteren: Während 36 Stunden nach dem Nord Stream-Anschlag hatten sechs Messstationen, die an Polens Ostseeküste liegen, eine erhöhte Radioaktivität aufgezeichnet. Das sei bis in die Schweiz hinein festgestellt worden, so Braun.

In der Ostsee entstand weder ein Feuerball noch ein Atompilz, wie wir das von den Bildern der US-Atomwaffenversuche (1950er-Jahre) oder nach dem Abwurf der Atombomben kennen, welche Hiroshima und Nagasaki zerstörten. Moderne taktische Kernwaffen können auf eine bestimmte Zerstörungskraft eingestellt werden. Zudem sehen Unterwasserexplosionen von der Oberfläche aus gesehen harmloser aus, als sie tatsächlich sind. Trotzdem enthüllen Satellitendaten,– im vorliegenden Fall war das verräterische Zeichen ein ganz spezieller „Rauch“, der in dieser Form nach jeder Kernwaffenzündung gut dokumentiert ist: Eine riesige Aerosolwolke aus winzigsten Molekularteilchen die noch in hundert Kilometer Entfernung und mehrere Stunden nach der Explosion in Windrichtung davondriftete.

Satellitendaten belegen, dass nach der Explosion im Bornholm-Becken gigantische Wassermassen aus dem Spreng-Bereich, weggedrückt wurden. Das führte zu starken Strömungen, die am Folgetag wieder verschwanden. Kein konventioneller Sprengstoff hätte so viel Wasser bewegen können.

Welche Verheerung die Nord Stream-Sabotage in der Ostsee tatsächlich angerichtet hat, lässt sich nur vermuten. Analysen beweisen, dass die Produktion von Biomasse im Baltischen Meer nach dem 26. September 2022 massiv einbrach: Trotz höherer Wassertemperaturen in den Folgemonaten wuchsen die Algen deutlich weniger als normal und viele Kleinstorganismen waren plötzlich abgetötet.

Ein Dreivierteljahr nach dem Anschlag meldete das Dänische Meteorologische Institut, im Juli 2023 habe man Wassertemperaturen gemessen, die durchschnittlich 4°C wärmer waren als in der Ostsee üblich.

Diese sprunghaft angestiegene Wärme weist ebenfalls auf den Einsatz einer Thermonuklearwaffe hin. Und für die unvorstellbare Wucht einer Atomexplosion spricht auch eine Kratertiefe von über zehn Metern. Damit ein solches Loch im Meeresboden entsteht, müsse eine Sprengkraft im Kilotonnenbereich gewirkt haben, ist sich Braun sicher. Zudem sei es nach dem Anschlag zu erstaunlich großen Sedimentverschiebungen am Meeresgrund gekommen, was die wahre Explosionskraft ebenfalls belege.

Ein weiteres Indiz sind die auf einer Länge von 250 Metern nicht mehr existierenden Röhren der Pipelines. Sie sind einfach weg, obwohl jeder Meter davon zwei Tonnen wog und aus fast vier Zentimeter Stahl und einem bis zu zwölf Zentimeter dicken Betonmantel bestand. Darüber hinaus zeigten Sonarbilder ein Röhrenstück, das 200 Meter weit weggesprengt wurde und nun zehn Meter aus dem Boden ragt, flachgedrückt wie eine Coladose. „Das kann keine Druckwelle allein verursachen“, betont Braun, da müsse eine Hitze im Spiel gewesen sein, wie sie nur Atombomben freisetzen.

Genau deshalb spricht man von Thermo-Nuklearwaffen. Die ausgelöste Hitze ist hierbei wichtiger als der eigentliche Explosionsdruck: Fast jegliche Materie wird augenblicklich verdampft.

Diese Gefechtsköpfe der neuesten Generation schließen die Lücke zwischen konventionellen Waffen und den von Raketen getragenen Kernwaffen, die riesige Landstriche verwüsten. Ihre Zerstörungskraft kann man nach Bedarf von 0,3 bis 50 Kilotonnen TNT wählen. Entsprechend geringer ist auch die Hemmschwelle, davon Gebrauch zu machen.

Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung vom Schweizer Magazin ZeitenSchrift Heft 117 übernommen und gekürzt wiedergegeben. Weiterführende Informationen zu ZeitenSchrift hier: ZeitenSchrift - Das Magazin für mehr Qualität und Wahrheit im Leben

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