Betriebsblind ab Werk: Warum viele Journalisten der „Leitmedien“ den Wandel nicht sehen und nicht wahrhaben wollen

von Redaktion — über |

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Es gibt eine nette kleine Geschichte über Wahrnehmung im Zusammenhang mit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus. Es ist dabei nicht wichtig, ob diese Geschichte authentisch oder wahr ist (sie wird so in Kreisen von Menschen überliefert, die sich mit Wahrnehmungspsychologie beschäftigen). Die Geschichte dient als Metapher oder Analogie, um die derzeit in der Welt geschehenden Veränderungsprozesse zu begreifen.

Als Christoph Kolumbus sich der ersten vor Amerika liegenden Inselgruppe näherte, konnten die Ureinwohner der Insel die ankommenden Schiffe nicht sehen. Für sie gab es Schiffe einer solchen Größe nicht. Sie gehörten nicht zu ihrer Erfahrungswelt. Deshalb waren die Schiffe für sie unsichtbar. Erst als ein Schamane am Meer saß und die Bewegungen der Wellen am Horizont beobachtete und seinen Geist für die Möglichkeit großer Schiffe öffnete, waren die Schiffe für ihn sichtbar. Es gelang ihm, den anderen Inseleinwohnern plausibel zu machen, was er sah und fortan sahen auch die anderen Ureinwohner die Schiffe.

Wenn Menschen darüber reden, dass etwas unsichtbar ist, dann pflegen sie meist ihre Vorstellung, dass „unsichtbar“ zwangsläufig bedeutet, dass etwas vollkommen transparent und für das Auge (das Gehirn) nicht wahrnehmbar ist, so als hätte es eine Art „Tarnkappe“ auf. Nun ist Unsichtbarkeit ein vollkommen verbreitetes Phänomen. Nur eben derart, dass Menschen Dinge nicht sehen, obwohl sie vor ihrer Nase stehen oder liegen. Einen geklauten Apfel machst Du am besten in einem Korb Äpfel unsichtbar. Einen Diamanten in einem Korb kleiner Glasscherben. Wenn in einer Kiste sechs Trommeln sind und Menschen die siebte Trommel deshalb nicht sehen, weil sie in der Kiste selbst keine Trommel, sondern nur eine Verpackung sehen, dann ist die siebte Trommel unsichtbar, obwohl sie direkt vor deren Nasen steht und 1 Meter mal 70 cm mal 60 cm groß ist.

Wie müssen sich die Historiker in Zeiten großer Umbrüche gefühlt haben, welche Veränderungen, die allesamt direkt vor ihrer Nase passierten, nicht sehen konnten, weil sie außerhalb ihrer Wahrnehmungswelt lagen? Zum Beispiel die römischen Chronisten, für die es einfach keine „Horde Wilder“ gab, die ihren römischen Legionen überlegen waren? Selbst im Frühjahr 1945 gab es noch haufenweise Menschen in Deutschland, die an den Sieg der deutschen Wehrmacht glaubten, obwohl die rote Armee kurz vor Berlin stand. Sie hatten keine Vorstellung davon, weil sie nur einen begrenzten Wahrnehmungshorizont hatten (in diesem Fall, weil sie z.B. keinen BBC-Empfang hatten).

In Zeitenwenden offenbart sich für jeden Einzelnen, ob seine Erfahrungswelt so stark von der alten Welt geprägt ist, dass er die Veränderungen schlicht nicht wahrnimmt, obwohl sie offen auf dem Tisch liegen.

In der heutigen Zeit zeigt sich dieses Phänomen bei den „Mainstreamjournalisten“. Sie versuchen, über Phänomene zu berichten, die außerhalb ihrer Erfahrungswelt liegen und die sie schlicht und einfach überhaupt nicht wahrnehmen und deshalb nicht oder kaum verstehen können – weder emotional, noch intellektuell. Sie sind in einer Wahrnehmungswelt gefangen, in der sie den Gang von Ereignissen in ihren bekannten Erfahrungsrastern erwarten - und wenn die Entwicklungen nicht zu den Wahrnehmungsrastern passen, dann finden sie eben für diese Menschen überhaupt nicht statt.

So berichten „Mainstreammedien“ seit geraumer Zeit über die Dinge, die innerhalb der Grundrechtebewegung stattfinden. Dabei liegt das Augenmerk darauf, dass ihre Erwartungen vom Geschehen auf der Straße nicht bestätigt werden. Sie machen sich dabei keine Gedanken, dass das Problem vielleicht ihre Erwartungen sein könnte. So geschehen in einem Artikel der FAZ vom 13.11.22 mit dem Titel: „Keine Wut auf der Straße“, in dem der Autor Alexander Jürgs sich darüber auslässt, warum diesen Herbst nicht hunderttausende von Menschen auf der Straße sind. Was der Schreiber mit seinem Artikel über sich selbst offenbart, ist ihm vermutlich nicht einmal bewusst. Es liegt in seiner Erfahrungswelt, dass die Größe einer „Bewegung“ nur an der Zahl der demonstrierenden Menschen zu messen sei. Die Erklärung des Autors, warum so wenige Menschen demonstrieren, erfordert es, die Persönlichkeiten von Menschen, die meist ziemlich komplex sind (wenn man Ahnung von Psychologie hat) auf das Niveau von Comics oder Karikaturen zu reduzieren. Ganz den Erkenntnissen der Wahrnehmungspsychologie folgend, blenden diese Journalisten einige einfache Zusammenhänge und Erkenntnisse vollkommen aus. Sie blenden aus, dass sich 18 Millionen Menschen hierzulande nicht dem Druck gebeugt haben und impffrei geblieben sind. Im Gegensatz zur Behauptung nicht gerade weniger Leitmedien, dass es sich dabei um eine Gruppe vollkommen debiler, verblendeter Querulanten und Extremisten handele, wissen wir heute aus verschiedenen Studien, dass die Impffreien die mitunter am besten informierte Personengruppe der Bevölkerung zum Thema Impfung und Corona sind. Das können „Mainstreamjournalisten“ nicht sehen, weil sie eben ihre eigene Propaganda glauben, und diese verschließt die Wahrnehmungskanäle. Insofern sind diese 18 Mio. Menschen auch nicht durch eine andere Ansprache dazu zu bringen, diesen potentiell gefährlichen Giftcocktail in sich hineinspritzen zu lassen. 18 Millionen sind 20% (!) unserer Bevölkerung. Das sind mehr Menschen, als die SPD Wähler hat. Und die werden nicht mehr zurückkehren in dieses System.

Laut jüngsten Umfragen stehen mittlerweile etwa zwei Drittel der Bevölkerung unserem Staat, seinen Organen und Institutionen sehr kritisch gegenüber. Sie trauen weder der Regierung, noch dem Staat und seinen Organen, und sie glauben überdies den Leitmedien nicht mehr. Auch das können Menschen nicht sehen, deren wirtschaftliche Existenz vom Überleben dieser Medien abhängt. Im Kleinen sind das die Redakteure von lokalen oder regionalen Tageszeitungen, die trotz des absehbaren eigenen Untergangs munter weiter genau das schreiben, was keinen mehr interessiert. Im Erscheinungsbereich von Klartext Rhein-Main gibt es mehrere „Oligopolzeitungen“. Alle dümpeln vor sich hin, was die Leserzahlen betrifft. An Kiosken und Tankstellen, wo diese Blätter käuflich zu erwerben sind, werden morgens 20 Exemplare geliefert und abends 17 wieder eingesammelt. Die Abonnenten schwinden dahin, weil das meistens alte Menschen sind, die die Zeitung vornehmlich wegen der Todesanzeigen lesen. Die Werbekampagnen dieser Blätter wirken verzweifelt. Trotzdem kommen diese Leute nicht auf die Idee, einfach guten Journalismus zu machen. Dies ist wiederum ebenfalls eine Sache der Wahrnehmung. Schließlich gab es im Mainstream in den letzten 30 Jahren eine Negativselektion, d.h. mit jeder neuen Generation sank das Niveau zunehmend. Egal ob in Wirtschaft, Medien oder Politik hat sich ein Niveau von unterem Mittelmaß durchgesetzt (in der Politik wäre unteres Mittelmaß noch ein Gewinn), das sich selbst feiert und sich gegenseitig Preise verleiht. Diejenigen, die da gekürt werden, sind dann eben die besten Mittelmäßigen und nicht etwa die Besten. Die Besten finden sich heute ganz woanders, nur eben für diesen Mainstream unsichtbar, womit wir wieder beim Artikel der FAZ sind. Dass die Demonstrationen der „Bewegung“ der vergangenen 2 ½ Jahre nicht nur dazu da waren, um zu protestieren, sondern auch um sich zu vernetzen, ist diesem Autor (und anderen) einfach entgangen, weil er es gar nicht sehen kann.

Eines dieser „Vernetzungsprojekte“ ist auch diese Bürgerzeitung! Sehr zum Missfallen der Kollegen bei der „Weinheimer Woche“, welche unserer Bürgerzeitung gleich eine ganze Seite ihrer „Aufmerksamkeit“ widmen. Auch in Weinheim scheint man blind für die wirkliche Stimmung in der Bevölkerung zu sein, weil die Redaktion dort etwas völlig anderes erwartet hat. Man ist blind für die Kreativität und Innovation, die sich gerade parallel zu den in der breiten Öffentlichkeit wahrnehmbaren Strukturen entwickelt.

Wenn Menschen einmal erkannt haben, was die Zeichen der Zeit sind und beginnen, den Wandel selbst zu gestalten, werden sie Dinge tun, die für Leute aus dem Mainstream unsichtbar bleiben, weil sie durch deren Brille weggefiltert werden. Deshalb sind Teilnehmerzahlen auf Demonstrationen oder Montagsspaziergängen eben kein Zeichen dafür, dass das alte System gut funktioniert und die angeblich „ach so radikalen Querdenker“ gescheitert sind. Vielmehr sind die Berichte der Journalisten ein Zeichen für deren stark limitierte Wahrnehmungswelt, und so werden sie eines Tages überrascht oder schockiert sein, wenn die Veränderungen dann manifest und nicht rückgängig zu machen sind. Für diejenigen, die bis zum Schluss an ihren Vorstellungen festhalten, wird es dann sehr schwer. Das war in der Geschichte der Menschheit schon immer so: Die Vertreter der jeweils alten Welt hielten zum Teil bis in den Tod an ihren Vorstellungen fest - eigentlich sehr tragisch.

Autor: Dirk Hüther