DIE ENERGIEWENDE GERÄT AUS DEN FUGEN

von Redaktion — über |

Schwankungen der PV- und Windstromerzeugung führen zu einer Belastung des Bundeshaushalts. Die Bundesregierung dreht seit Januar 2025 an der Gaspreisschraube, um die ungeliebte Wärmepumpe besser durchsetzen zu können.

06_EnergieWende_aus_den_Fugen_kl.jpg

Man tauscht eine stabile, preisgünstige, CO₂-freie Stromerzeugung auf der Basis von Kernenergie durch eine instabile, zu teure Stromerzeugung auf Basis von Wind- und Solarenergie.

600 Milliarden für die Energiewende

Jan Emblemsvåg von der norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie in Trondheim: „Wäre Deutschland 2002 bei der Kernenergie geblieben, hätte es 600 Milliarden € gespart und hätte ähnlich viel CO₂-freien Strom produziert wie mit all seinen erneuerbaren Energien“. Durch die Energiewende ist Deutschland also bislang um 600 Milliarden € ärmer geworden, ohne dass sie irgendeinen Nutzen gebracht hat.

Aber es wird noch schlimmer, wenn diese Politik nicht spätestens 2025 gestoppt wird. Das Beratungsunternehmen EY und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft beziffert die von 2023 bis 2035 zu tätigenden Investitionen mit schwindelerregenden 1.214 Milliarden €.

Der Bundeswirtschaftsminister bewertet die Energiewende dagegen so: „Deutschland muss bei der Energiewende ins Risiko gehen“. Und weiter: Falls es nicht gut geht, müsse man „ein anderes Geschäftsmodell auflegen“. Das wird dann nicht das Geschäftsmodell eines Industrielandes sein.

Die Kostenspirale der Wind- und Solarenergie dreht sich immer schneller

Der August 2024 zeigt in dramatischer Weise die Absurdität des ungesteuerten weiteren Ausbaus von Wind- und Solarenergie. In den Mittagsstunden des Augusts reichte die Solar- und Windenergie aus, um den Bedarf an Strom zu decken. Daneben laufen aber auch noch die Wasserkraftwerke und auch immer konventionelle Kraftwerke, die aus Netzstabilisierungsgründen am Netz sein müssen, so dass der Strombedarf mittags häufig durch die Stromerzeugung überschritten würde, wenn nicht Anlagen abgestellt und trotzdem bezahlt würden oder der Strom ins Ausland verschenkt würde. Die Börsenpreise sinken gen Null.

Die Solar- und Windkraftbetreiber erhalten aber eine verbindlich zugesicherte Einspeisevergütung (Wind zur Zeit 7,35 €ct/kWh, Solardächer etwa 8-12 €ct/kWh), obwohl der erzeugte Solar – oder Windstrom den Wert Null hat oder sogar immer wieder unter null fällt. Die Differenz zum Börsenpreis wird aus dem Bundeshaushalt entnommen. Im August macht die Summe der täglichen Zuzahlungen (im unteren Teil der Grafik rot) 1.640.069.048,60 € aus; hochgerechnet aufs Jahr etwa 20 Milliarden €.

Zur Zerstörung der Gasnetze sollen die Bürger ab 2025 zur Kasse gebeten werden

Man mag es kaum glauben. Still und heimlich hat die Bundesnetzagentur unter der Führung des Grünen Klaus Müller beschlossen, dass die Gasnetzbetreiber ab 1.1.2025 die Gasnetzgebühren erhöhen können und zwar um satte 20 - 40 %. Der Grund ist hanebüchen. Die Bundesnetzagentur geht davon aus, dass ja durch das Klimaschutzgesetz ab 2045 in Deutschland kein CO₂ mehr ausgestoßen werden dürfe und somit ab 2045 auch keine Gasheizungen mehr betrieben werden dürfen und demzufolge bis 2045 die Gasnetze in Deutschland stillzulegen sind. Bis dahin sind viele Gasleitungen mit einer betriebswirtschaftlichen Lebensdauer von 50 Jahren im Jahre 2045 noch nicht voll abgeschrieben.

Daher erlaubt die Bundesnetzagentur den Gasnetzbetreibern eine erhöhte Abschreibung bis zu 12 % und eine Verkürzung der Restabschreibungszeit auf 20 Jahre und weniger. Experten rechnen mit einer Erhöhung der Gasnetzgebühren bis zu 40 %. Weder das Parlament noch die Bürger sind gefragt worden, ob sie das wirklich wollen. Wir reden über 550.000 km Gasleitungen in unseren Städten, Gemeinden und Landkreisen mit einem Wert von 270 Milliarden €.

Indem die Gasnutzung teurer gemacht wird, soll dem Bürger der Spaß an der Gasheizung verdorben werden, damit er die ungeliebte Wärmepumpe doch noch akzeptiert.

Viel bedeutsamer sind aber die Kosten, die zum Ersatz des Gasnetzes durch den Ausbau des Stromnetzes und der Endanwendungsgeräte entstehen. Es sind 268 Milliarden € wie die VNG aus Leipzig, einer der größten Gashändler Deutschlands in der Studie „Der Wert der Gasinfrastruktur für die Energiewende“ berechnet hat. Vor 3 Jahren kündigte der geschasste Staatssekretär Graichen die Stilllegung der Gasleitungen an. Kaum jemand nahm diese Aussage ernst. In der Regierungszeit von SPD, Grünen und FDP ist die Idee umgesetzt worden.

Wie kommen wir aus dem Irrweg heraus?

Eine neue Bundesregierung muss als erstes das CO₂-Verminderungsziel für 2045 in Übereinstimmung mit dem Pariser Klimaabkommen neu definieren. Dort heißt es: „Die Vertragsparteien sind bestrebt… in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts ein Gleichgewicht zwischen den anthropogenen Emissionen von Treibhausgasen aus Quellen und dem Abbau solcher Gase durch Senken … herzustellen (Artikel 4 des Pariser Abkommens)“.

Erstens bedeutet „Die zweite Hälfte“ nicht 2045. Zweitens werden mittlerweile weltweit mehr als die Hälfte der jährlichen CO₂-Emissionen von Pflanzen und Ozeanen (Senken im Pariser Abkommen) aufgenommen. Netto-Null heißt also allerhöchstens Halbierung der Emissionen. Und das kann man sogar dem Bundesverfassungsgericht vorrechnen. Damit werden viele der übergriffigen Verbote wie Heizungsverbot, Verbrennerverbot, Kraftwerksverbot obsolet. Nur auf diesem Wege wird Deutschland eine gute Zukunft haben.

Gastautor: Prof. Dr. Fritz Vahrenholt (ehem. Umweltsenator in Hamburg)