Editorial KLARTEXT Bayern - Ausgabe 5: "Alles muss sich ändern, damit alles bleibt, wie es ist."

von Redaktion — über |

Was wie ein Anachronismus daher kommt, ist in Wirklichkeit die Beschreibung einer Scheinwelt zur Verdeckung der Realitäten.

Eine konservative deutsche Volkspartei führt einen Wahlkampf mit dem Versprechen, um künftige Generationen nicht mit Schulden zu überhäufen die verfassungsmäßige Schuldenbremse zu verteidigen. Einen Tag nach der geschlagenen Wahl wird offenbart, dass das so nicht gemeint war, man nun doch, mit Hilfe des abgewählten Bundestags, nochmal schnell 900.000.000.000.- € Schulden macht.

Die Partei verspricht den Bürgern viel in der Einwanderungspolitik zu ändern, um sodann, unmittelbar nach dem Urnengang, zu erläutern, dass auch das so nicht gemeint war, auch wenn es so klang.

Die vollmundigen Ankündigungen alles ändern zu wollen, um wegen diesem Versprechen dann vom Wähler gewählt zu werden dient, in aller Offensichtlichkeit dazu, alles weitermachen zu können wie es war.

Scheinbar ist der Eingangssatz kein Anachronismus sondern deutsche reale Parteipolitik.

Da wird dann auch verständlich, woher die Heftigkeit der Reaktionen deutscher Funktionäre auf die Umsetzung seiner Wahlversprechen durch den neuen amerikanischen Präsidenten kommt. Unglaublich aber doch wahr – der macht doch tatsächlich das was er angekündigt hatte, unabhängig davon, was man davon halten mag. Bei uns gäbe es das nicht.

Für hiesige Breiten scheint dies eine besorgniserregend-fremde Entwicklung zu sein – Politiker, welche sich ohne Gedächtnisverlust zu erleiden nach einer Werbeveranstaltung mit Namen Wahl noch dunkel an ihre Wahlversprechen erinnern können.

Manchmal muss sich etwas ändern, damit es nicht so bleibt wie es ist.

Gespannt harrt der deutsche Michel nun dessen, was da kommt. Dass es an ihm selbst liegen könnte, der Beginn einer Veränderung zu sein – sicherlich wird er sich in 4 Jahren, beim nächsten Wahlspektakel, an das unrühmliche Ende so manchen Wahlversprechens erinnern.

Bei der nächsten Wahl dann ganz bestimmt!