Ein Loblied für die Wertschätzung

von Redaktion — über |

Bekommen Sie ausreichend Wertschätzung? Fühlen Sie sich im Umgang mit anderen ausreichend gesehen? Schenken Sie Wertschätzung an andere?


Die amerikanische Meinungsforschungsfirma „the gallup group“ führt alle zwei Jahre weltweit Studien zur Arbeitszufriedenheit durch. Die Zahlen in Deutschland sind seit über 10 Jahren konstant verheerend. 80% aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland sind in und mit ihrem Job unzufrieden. Die Auswirkungen davon sind desaströs. Zwei Drittel der 80% sind leicht demotiviert und verrichten Dienst nach Vorschrift und etwa ein Drittel ist so unzufrieden, dass sie dem Unternehmen mehr schaden als nützen. Auch die Ursache davon ist leicht zu identifizieren. Es mangelt an der Befriedigung einiger zentraler Bedürfnisse, ganz besonders an gegenseitiger Wertschätzung. Die Situation in den Unternehmen spiegelt wider, was nicht nur dort, sondern generell in unserer Gesellschaft der Normalfall ist. Wertschätzung findet kaum statt! In unserer Gesellschaft wird sich hauptsächlich auf das konzentriert, was nicht läuft und nicht auf das, was läuft. Nur 10% der Dinge da draußen sind wirklich nicht zufriedenstellend, diese Dinge machen aber 90% der Gesprächszeit zwischen Menschen aus. Und das, obwohl jeder das Gefühl der Enttäuschung und Frustration kennt, welches sich einstellt, wenn es an Wertschätzung mangelt. Wenn Sie sich vorstellen, dass Sie mit jedem Menschen, zu dem Sie eine Beziehung unterhalten (Merke: Man kann nicht keine Beziehung zu jemand haben, den man kennt) eine Art Beziehungskonto haben, dann entscheidet sich auf diesem Konto, welche Ergebnisse Sie mit anderen zusammen erreichen und wie Sie diese Ergebnisse erreichen.

Nur funktioniert dieses Konto nicht wie ein kaufmännisches Konto, bei dem Sie einzahlen und abheben und beide Seiten gleich viel wiegen. Auf dem Beziehungskonto wiegt die Seite fürs „Abheben“ fünfmal so viel, wie die Seite für „Einzahlungen“. Wenn Sie also jemand kritisieren, müssten Sie dafür fünfmal wertschätzen, um die „Abhebung“ auszugleichen. Leider ist der Alltag in unserer Gesellschaft umgekehrt.

In der Regel kommt zwischen Menschen auf fünfmal Kritik einmal Wertschätzung. Dementsprechend sind die Konten der meisten Menschen zueinander im Minus und die Ergebnisse sind entsprechend. Auf das Konto „einzahlen“ ist dabei so einfach. Wertschätzung ist eben eine der großen Einzahlungen und Wertschätzung kann so verschieden zum Ausdruck gebracht werden. „Danke“ sagen ist eine Wertschätzung (wenn das „Danke“ aus echter Dankbarkeit erfolgt, nicht diese hohle Floskel, die wir unseren Kindern beibringen).

Sich für jemanden interessieren und ihm Fragen stellen ist eine Form der Wertschätzung. Jemandem ein Lächeln schenken ist Wertschätzung. Sich Zeit nehmen ist Wertschätzung, und es gibt noch so viel mehr. Verwechseln Sie übrigens nicht Lob mit Wertschätzung. Lob ist sicher keine Wertschätzung, sondern eher das Gegenteil. Lob ist Ausdruck von Geringschätzung, denn Lob erfolgt von oben herab. „Gut gemacht“ heißt ja, dass es einen gibt, der weiß wie etwas gemacht wird und vermeintlich einen, der es nicht weiß und dem es gerade gesagt wird. Vergessen Sie also Lob.

Machen Sie doch einfach „Wertschätzung" zu Ihrem Alltag. Sie werden sehen – es lohnt sich. Es fördert Ihre Beziehungen zu anderen, und Sie tun sich selbst den größten Gefallen, denn Menschen, die andere gerne und oft wertschätzen, sind erwiesenermaßen glücklicher im Leben. Und wussten Sie, dass Wertschätzung der größte Stresskiller ist? Wenn Sie andere wertschätzen, reduzieren Sie deren Stress merklich und wenn Sie gewertschätzt werden, reduziert das Ihren Stress.

Schauen Sie dabei zunächst im Wesentlichen auf alles das, was gut läuft und nicht auf das, was schlecht läuft. Bedanken Sie sich für Dinge, die Sie für selbstverständlich halten und schauen Sie den Menschen dabei ins Gesicht. Das macht süchtig.

Reden Sie mit anderen meist über die Dinge, für die Sie dankbar sind und über die Sie sich freuen, statt über all das, was Sie nervt und Ihnen auf den Wecker geht. Feiern Sie gemeinsam mit anderen das Gelingen und vor allem: Sagen Sie anderen so oft wie möglich, was Ihnen an Ihrem Gegenüber gefällt, was Sie mögen und dass Sie sich freuen, ihn zu sehen. Ach ja – und vergessen Sie bei all dem nicht, sich selbst öfters wertzuschätzen: Fangen Sie heute damit an ❤