Gastkommentar eines Theologen und Pfarrers

von Redaktion — über |

zur politisch-ideologisch Anbiederung christlicher Religionen an den „Christoffer Street Day“ (CSD)

Es ist ein Armutszeugnis der evangelischen Kirche, dass sie sich in diesen Tagen durch nichts mehr hervorzutun vermag, als durch Heuchelei. Die Schirmherrschaft der Dekanin beim CSD ist hierfür ein Exempel, pars pro toto. In ihrer Rede wird Liebe vorgegaukelt und eine Entschuldigung ausgesprochen, die bigotter nicht sein kann.

Nichts gegen Entschuldigungen, wenn sie ernstlich gemeint sind. Aber die Kirche ist eben Meister darin, sich zuerst für politische Zwecke instrumentalisieren zu lassen (mahnende Stimmen aus den eigenen Reihen werden systematisch mundtot gemacht) und sich dann irgendwann dafür zu entschuldigen.

So wird es wohl noch eine Weile dauern, bis sich die Kirche für ihr Verhalten in der Corona-Krise entschuldigen wird. In der Regel sind es ja nicht diejenigen, die das Unrecht begangen haben, sondern die Generation(en) danach.

In den letzten Jahren wurden unzählige Menschen nicht nur im Stich gelassen, sondern von der Kirche selbst ausgegrenzt (Bsp. 2G-Regel). Tausende sind ungetröstet und einsam gestorben.

Ein biblisches Motiv in heutiger Zeit: Die Hirten habe ihre Schafe verlassen und sich am Ende selbst geweidet.

Ich warte auf den Tag, an dem sich die Dekanin hierfür öffentlich entschuldigt. Das wäre aus meiner Sicht mehr als angebracht.

Aber meine Vermutung ist, dass dies erst am Jüngsten Tag geschieht, wenn alles für alle offenbar sein wird.

So helfe uns Gott in dieser verwirrenden Zeit, dass wir uns wieder ernstlich seinem Wort zuwenden und er Hirten aus unseren Reihen erweckt, die sich schützend vor uns stellen und uns zur Weide und zum frischen Wasser führen.

Sebastian Schulte, evang. Theologe & ehem. Pfarrer d. Badischen Landeskirche