KRIEG GEGEN DIE BAUERN

von Redaktion — über |

Ein Krieg gegen Kleinbauern bedroht zunehmend die weltweite Lebensmittelversorgung. Mit immer neuen Auflagen werden landwirtschaftliche Betriebe immer mehr in die Enge getrieben, viele geben auf. Besonders betroffen sind die Bauern im „EU-Europa“, welche Anfang 2024 auf die Barrikaden gingen und sich auch jetzt wieder durch Straßenproteste Gehör verschaffen.

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In den Niederlanden, dem zweitgrößten Exporteur von Agrarprodukten weltweit, wird der Agrarsektor besonders stark unter Druck gesetzt. Viehzüchtern gehören 70% der Gesamtfläche des Landes – ein Dorn im Auge der Regierung, welche mindestens 50% dieser Fläche in staatlichen Besitz bringen will. Offiziell wird dies mit Umweltschutz begründet. Die UNO fordert etwa eine Reduktion des Stickstoffausstoßes um bis zu 95%. Zusätzlich werden die Bauern mit Vorschriften und teuren Tests belastet. Für kleinere Betriebe sind die Kosten oft untragbar, und der Verkauf des Landes scheint der einzige Ausweg. Tragisch: Wer verkauft, darf innerhalb der EU keinen neuen landwirtschaftlichen Betrieb mehr gründen.

Ein 25-Milliarden-Dollar-Fonds, gespeist aus Steuergeldern, wird genutzt, um Land von Bauern aufzukaufen. Häufig übernehmen regierungsnahe NGOs wie „Greenpeace“ die Verwaltung dieser Flächen. Widerstandsfähige Bauern riskieren Enteignung – in den Niederlanden droht dies 3.000 Landwirten. Gleichzeitig sichern sich Oligarchen und Agrarkonzerne das Land. Mächtige Vermögensverwalter wie BlackRock und Vanguard, aber auch Einzelpersonen wie Bill Gates, der größte private Landeigentümer in den USA, spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Die niederländischen Maßnahmen haben europaweite Auswirkungen, da die Niederlande der größte Fleischexporteur der EU sind. Geplante Reduktionen des Viehbestands um ein Drittel werden die Fleischpreise in die Höhe treiben – und somit Laborfleisch konkurrenzfähig machen. Bereits wird massiv in diese Technologie investiert, die mit Verfahren der Pharmaindustrie eng verwoben ist.

Auch Irland und England ergreifen drastische Maßnahmen. Um Klimaziele zu erreichen, plant Irland die Keulung von 200.000 Milchkühen und langfristig den Abbau von Millionen weiterer Nutztiere. In England werden Subventionen gestrichen, wenn Landwirte nicht die Viehzucht einstellen. Diese Politik fördert industrielle Agrarbetriebe, wie sie etwa in der Ukraine entstehen. Der Konkurrenzdruck durch billige Importe setzt kleinere europäische Betriebe zusätzlich unter Druck. Das EU-Mercosur-Handelsabkommen schnürt (nicht nur) den französischen Landwirten die Luft ab, welche deshalb aktuell wieder in vielen Departements die Präfekturen mit ihren mistbeladenen Traktoren heimsuchen.

Die Umgestaltung des Agrarsektors hin zu Kunstfleisch und Massenproduktion hat wenig mit Klimaschutz oder gesunder Ernährung zu tun. Die Schweizer Köchin und Autorin Anna Pearson plädiert für eine andere Richtung: Nutztiere sollten mit Gras oder Resten aus der Lebensmittelproduktion gefüttert werden, statt Ackerflächen für Futtermittel zu verschwenden. Auch die Umstellung auf genügsamere Tierarten und der Verzicht auf Massentierhaltung seien notwendig.

Eine ökologische und tiergerechte Landwirtschaft würde den Fleischkonsum reduzieren, aber den nachhaltigen Kreislauf fördern. Pearson betont, dass Fleisch Teil einer gesunden Ernährung bleibt, wenn Tiere artgerecht gehalten werden. Ein einziges Schwein etwa kann monatelang eine Familie ernähren und trägt zugleich zur Bodengesundheit bei. Der Konsument hat noch die Wahl: biologisches Fleisch oder genmanipulierte Zellprodukte. Unterstützen Sie lokale Bauern und machen Sie Ihren Standpunkt gegenüber Politikern und Händlern deutlich.

Die Bedeutung der holländischen Landwirtschaft zeigt der Dokumentarfilm „Nitrogen 2000“, der den Überlebenskampf der Bauern beleuchtet. Unterstützen wir die Bauern bei ihrem (und damit auch unserem!) Existenzkampf.

Anm. d. Red.: Bei dem Artikel handelt es sich um eine gekürzte und redigierte Zweitveröffentlichung eines Beitrags aus dem Schweizer Magazin „ZeitenSchrift“