Mal ehrlich, Paul - hättest Du mit so viel Ausdauer gerechnet?

von Redaktion — über |

Dauermahnwache vor Langener Paul-Ehrlich-Institut

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„Wer viel fragt, bekommt viel Antwort", lautet ein deutsches Sprichwort. Und wer nicht antworten will, der sieht sich mitunter mit ungewöhnlichen Aktionen konfrontiert. Diese Erfahrung machte die Leitung des Paul-Ehrlich-Instituts in Langen, als sich auf dem Vorplatz Aktivisten mit einem Protestlager für mehrere Tage niederließen. Sie hatten dem Präsidenten Prof. Dr. Klaus Cichutek einen Katalog mit 47 Fragen übermittelt, mit der Bitte, diese zu beantworten. Das PEI fühlte sich dafür nicht zuständig und verwies darauf, dass nach dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG) eigentlich nur zwei Fragen vom Institut beantwortet werden müssten. Doch die Aktivisten ließen sich von den abweisenden Worten nicht abschrecken, sondern blieben einfach da. Frei nach dem Motto: „Mal ehrlich, Paul“ rückte der harte Kern in Langen an und harrte dort bei einer Dauermahnwache sieben Tage (vom 28. Juni bis 5. Juli) aus.

Die Aktion war gut vorbereitet: Im Vorfeld hatten die Initiatoren eine Briefaktion organisiert. Viele Menschen hatten so Gelegenheit, das PEI mit den 47 Fragen zu konfrontieren. Eine Antwort erhielt allerdings keiner dieser Beteiligten. Auch die Medien waren informiert, 50 an der Zahl, darunter auch die örtliche Redaktion der „Langener Zeitung“. Die ließ sich aber gar nicht blicken und berichtete erst mehrere Tage, nachdem das Camp bereits wieder verschwunden war, in knappen 40 Zeilen plus Bild vom Bühnen-LKW über die Aktion. Deren Redaktion beschränkte sich darauf, eine Pressesprecherin des PEI zu Wort kommen zu lassen und bezeichnete die Fragen der Aktivisten als „teilweise krude“. In einer Mail an die Redaktion antwortete ein Lokalredakteur auf die Frage, warum die „Langener Zeitung“ nicht über die Aktion berichtete, dass man das unter den Kollegen diskutiert habe, sich letztlich aber gegen eine Berichterstattung entschied, weil von den Aktivisten ohnehin keiner mit der Presse reden würde. Eine Ausrede, meint einer der Initiatoren Ch. Jahn, denn er hätte liebend gerne mit den Lokaljournalisten gesprochen – wären sie denn aufgetaucht. „Wir machen keine Unterschiede zwischen Mainstream und alternativen Medien“, betonte er. Man rede mit allen – solange ein sachlicher und friedlicher Austausch, bei dem alle Meinungen zugelassen sind, möglich ist.

Das PEI hatte bei vorhergegangenen Kundgebungen immer den Haupteingang dicht gemacht, viele Mitarbeiter arbeiteten dann von zu Hause oder nahmen den Hintereingang, „um nicht mit unseren Fragen konfrontiert zu werden“, vermutet Ch. Jahn. Bei der längeren Dauermahnwache war das nicht mehr so einfach möglich. So stieg das Interesse der PEI-Mitarbeiter, der Anwohner, aber auch der Mitarbeiter umliegender Unternehmen und deren Lieferanten täglich. Etwa 500 Besucher haben das Protestcamp aufgesucht, schätzen die Aktivisten. Viele haben die neue Bürgerzeitung Klartext-Rheinmain mitgenommen. Mehrmals täglich hallten die 47 Fragen von der Demobühne. Passend zu den Fragen der Impfagenda, den ungeklärten Impfnebenwirkungen und der Rolle des PEI wurden zahlreiche Audio- und Videobeiträge in Dauerschleife abgespielt. Außerdem fanden Gesprächskreise, Filmbesprechungen und musikalische Darbietungen statt. Es gab Gelegenheit zum angeregten Austausch. Auch statteten einige bekannte Gesichter der Demokratiebewegung dem Camp einen Besuch ab: Darunter der Rechtsanwalt Ralf Ludwig, die Ärztin Dr. Margareta Griesz-Brisson, der Aktivist Dirk Scheller, Dominik Stapf von der „Entfesselten Kamera“ und Stephanie Tsomakaeva von der Initiative „Politiker müssen haften“.

„Wir waren nicht als Ankläger vor das PEI gekommen, sondern als Fragesteller und Hilfesuchende. Unsere Hartnäckigkeit hat sich am Ende ausgezahlt“, resümieren die Initiatoren. Denn schließlich gab es am siebten Tag der Aktion doch noch Antworten auf die Fragen aus dem Institut. Diese wurden in der Zwischenzeit von einem Team aus Ärzten, Anwälten und Aktivisten inhaltlich geprüft. Das ermuntert andere, Ähnliches auf die Beine zu stellen: Schließlich kann jeder sich mit zehn Fragen vor eine Bundes- oder Landesbehörde stellen und solange bleiben, bis diese beantwortet sind. Dazu braucht es keinen Demotruck und im Falle einer Einzelkundgebung (maximal zwei Personen) auch keine Anzeige bei der Versammlungsbehörde. „Wir können viel mehr bewirken, als wir uns selbst zugestehen wollen“, betonen die Initiatoren.

Das Protestcamp war bereits die vierte Aktion vor dem PEI. Kundgebungen fanden am 13. März 2021, am 30. September 2021, sowie am 14. Juni 2022 statt. Weitere könnten folgen.

Ein kurzes Video der „Entfesselten Kamera“ ist unter https://cutt.ly/oLbYXNh zu sehen.

Die Fragen an das Paul-Ehrlich-Institut und deren Antworten können unter www.klartext-rheinmain.de/downloads angesehen werden. Dort finden Sie auch die Erstbewertung der PEI-Antworten durch das Autorenteam.