"Querdenken – das Immunsystem gegen Faschismus" & "Faschisten, Rechte, Nazis und die Sprachverwirrung"

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Ein Thema. Zwei Artikel. Los geht es mit dem Gastartikels von Harry aus Frankfurt am Main: "Querdenken – das Immunsystem gegen Faschismus"

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Der Begriff Faschismus leitet sich vom italienischen Wort fascio bzw. lateinischen fasces ab, was Bund oder Bündel bedeutet. Im Römischen Reich dienten Rutenbündel als Machtsymbol der Herr-scher, und so, wie in einem solchen Bündel alle Fasern streng ausgerichtet in einer Richtung liegen, dulden auch faschistische Systeme keinerlei Abweichung von ihrer allumfassenden Ideologie.

Auch wenn eine genaue Definition von Faschismus schwierig ist - in Wikipedia findet sich der Satz: „Was Faschismus ist oder sein soll, wurde vornehmlich von seinen Gegnern bestimmt, (…)“ - so handelt es sich doch zweifelsfrei um eine totalitäre Herrschaftsform. Laut Wikipedia ist der totalitäre Staat u.a. gekennzeichnet durch

  • eine alles durchdringende (...) totalitäre Ideologie (...), die nicht auf ein kritisches Bewusstsein, sondern auf Überzeugung (...) und die Schaffung eines neuen Menschen (Transhumanismus) setzt,
  • das Fehlen einer Gewaltenteilung: Legislative, Exekutive und Judikative sind nicht getrennt und unabhängig voneinander (...),
  • Überwachung: Der Machthaber (also der Diktator oder die Partei) versucht, die Bevölkerung seines Staates zu „erfassen“, so dass dem Einzelnen kein Privatleben und kein Freiraum mehr bleibt.

Falls Ihnen bereits beim Lesen dieser Merkmale Parallelen zum aktuellen Geschehen auffallen, schieben Sie diesen Gedanken keinesfalls beiseite - Sie sind auf einem richtigen Weg! Und die Frage, wie sich Faschismus oder Totalitarismus überhaupt mit den Werten der freiheitlich-demokratischen Grundordnung vereinen lässt, sollte auch schnell zu beantworten sein - nämlich gar nicht!

Wie kann also einem heraufziehenden Totalitarismus begegnet werden?

Zuallererst, indem wir uns das kritische Bewusstsein erhalten. Kritisch zu sein heißt, nicht ungeprüft zu glauben, was von der Kanzel oder ihrem modernen Nachfolger, der Glotze, verkündet wird, sondern nachzufragen und selbst zu denken. Bei rund vierhundertfünfzig Millionen (mehr oder weniger) des Denkens fähigen EU-Bewohnern wäre es höchst verwunderlich, wenn deren Gedanken wie in einem Rutenbündel alle in eine Richtung gingen. Die Gedanken liegen kreuz und quer, und jetzt ist Diskussion erforderlich, ein offener und gleichberechtigter Meinungsaustausch, der unterschiedliche Ansichten zulässt, Argumente prüft und Fakten zur Kenntnis nimmt.

Und wenn schließlich Transhumanismus, den die Protagonisten des „Großen Umbruchs“ um Klaus Schwab ganz offen anstreben, als ein Merkmal des Totalitarismus gilt, dann sollten sich bei uns nicht nur die Nackenhaare auf-, sondern auch alle Gedanken querstellen.

Auch der Gewaltenteilung als einer Säule der Demokratie liegt die Möglichkeit zugrunde, dass die Gedanken der Legislative gelegentlich quer zu denen der Exekutive stehen können. Eine Gesetzgebung, die von vornherein die Wünsche der Regierung umsetzt, oder sich gleich selbst entmachtet und die Regierung per Verordnungen regieren lässt, ist ein Freifahrschein in den Totalitarismus.

Und wenn viele von uns die Erfassung unserer Neigungen, Bewegungen, Gesundheit usw. einfach schulterzuckend akzeptieren, vielleicht mit dem dämlichen Gedanken im Hinterkopf „ich hab‘ nichts zu verbergen“, vielleicht weil es technisch ziemlich einfach zu machen, aber schwieriger zu verhindern ist, dann wird es höchste Zeit, unser aller Sensibilität für die Gefahren des Totalitarismus zu schärfen.

Kurzum - gelegentlich quer zu gängigen Narrativen zu denken, altbekannte wie neue Ideen immer mal wieder in Frage zu stellen, ist nicht nur für Gesundheit und Lebensfähigkeit der Gesellschaft dringend notwendig, als Immunisierung gegen Totalitarismus aller Art, sondern im Grunde auch Quelle jeglichen kulturellen, wissenschaftlichen und sozialen Fortschritts der Menschheit.

Tippen Sie mal "Querdenk" in die Suchmaschine Ihres Vertrauens, und beschränken Sie die Suche auf Dokumente vor dem Jahr 2020. Sie werden erstaunt sein, wie bis dahin über Querdenken gesprochen und wer mit diesem Attribut versehen wurde: Martin Luther taucht da auf, und Frank Schirrmacher, Einstein natürlich, und Galilei. Und immer ist diese Bezeichnung positiv und anerkennend gemeint.

Wenn seit inzwischen bald drei Jahren „Querdenker“ von vielen als Staatsfeinde verstanden und vom Verfas¬sungs¬schutz beobachtet werden, dann sagt das weniger über die Bewegung aus, als vielmehr über den Staat, der freies Denken als staatsfeindlich betrachtet, und natürlich über die Wirksamkeit von Propaganda.

Aber wir sind frei, uns auch dazu eigene Gedanken zu machen...

Gastautor: Harry aus Frankfurt/Main

Und hier der Kommentar zum Thema von Dirk Hüther aus dem Hohenlohischen: "Faschisten, Rechte, Nazis und die Sprachverwirrung"


Seit wir im Frühjahr 2020 gegen die Coronamaßnahmen und danach gegen den Irrsinn der Politik in Deutschland und der Welt Sturm gelaufen sind, schlägt uns allenthalben Hass, Wut, Verachtung und allerlei weiteres an ungünstigen Geisteszuständen entgegen. Wir wurden in dieser Zeit bereits mit etlichen unappetitlichen Ausdrücken bezeichnet, von Leuten, die damit ihre weit verbreitete Schubladendenke kultivieren und ihren eigenen Hass auf Andersdenkende täglich aufs Neue schüren.

Lassen Sie uns mal was Wesentliches klären. Wir gehen davon aus, dass diese Zuschreibungen das Resultat mangelhafter Bildung, mangelhafter Sprachkompetenz und mangelhafter Fähigkeit zur Unterscheidung sind. In der Soziologie ist schon lange bekannt, dass die eigene Gruppe als heterogen (also sehr vielfältig) wahrgenommen wird und die andere Gruppe als sehr homogen (also gleich). Diese Effekte nennen sich „Ingroup/Outgroup Effekte“. Also abgesehen davon, dass die Leute, die uns so bezeichnen, einfach einen Wahrnehmungsfilter haben, mit dem sie die Vielfalt der Persönlichkeiten und Ansichten auf unserer Seite gar nicht wahrnehmen können, will ich hier vor allem Klarheit schaffen, was diese Ausdrücke wirklich bedeuten.

Wir beginnen mit dem uns gerne entgegengeworfenen „Faschisten“. Der Faschismus als politische Richtung entstand in Italien in der ersten Hälfte des 20sten Jahrhunderts. Der Begriff stammt vom italienischen „fascismo“, das sich ableitet aus „fascio“ = (Ruten)bündel. Wer öfter bei Physiotherapeuten oder Osteopathen ist, kennt den Ausdruck Faszie, was für ein Bündel von Gewebesträngen an den Knochenansätzen steht. Rutenbündel waren nicht umsonst das Symbol der italienischen Faschisten. Kennzeichnend für Faschisten ist die Gleichrichtung der Gesellschaft. Faschisten dulden keine anderen Perspektiven oder Sichten und ordnen das gesamte Staats- und Gesellschaftsleben ihren Zielen unter, unter Verwendung von Gewalt als Mittel zur Unterdrückung anderer Sichtweisen. Dazu gehört dann auch die Unterdrückung der Pressefreiheit, sowie das Verbot jedweder Kritik und Organisationen, die diese Kritik artikulieren. Und nun schauen wir doch mal auf die Leute aus dem linken, alternativen und grünen Spektrum, mit ihren Zielen und Handlungen. Am liebsten hätten diese, dass jede Kritik an ihrer Linie verboten, verfolgt und bekämpft wird. Mit anderen Sichten und Perspektiven können sie so gar nicht leben. Natürlich wollen sie auch Verbote von Organisationen, allen voran der AfD. Presse wollen sie zensiert sehen, so lange diese Presse nicht ihrem Narrativ folgt. Das „glauben“ Sie nicht? Wie wäre es, sich mal all die Aussagen von Linken und Grünen der letzten drei Jahre vorzunehmen und daraufhin zu prüfen, inwieweit all das erfüllt ist, was ich gerade aufgezählt habe?

Lassen Sie uns die Perspektive wechseln. Lassen Sie uns „Faschist“ als Bewertung mal nicht als politische Perspektive sehen, sondern als Ausdruck der Persönlichkeit. Dann macht die Betrachtung viel mehr Sinn und dann ist die Weigerung der Beschriebenen, diesen Teil von sich selbst zu reflektieren, vermutlich einfach Ausdruck der vielen blinden Flecken der Betroffenen. Wenn jemand Meinungsäußerungen verbieten will, als Akt des Schutzes der Demokratie, dann will jemand mit demokratiefeindlichen Mitteln etwas beschützen, was danach gar nicht mehr existiert. Das ist wie jemand umbringen, um ihn davor zu schützen, umgebracht zu werden.

Die Linken und Grünen haben sich über die letzten 10 bis 15 Jahre dahingehend gewandelt, dass sie gerne einen starken Staat wollen, autoritäre Maßnahmen befürworten, andere Sichten als nicht legitim betrachten und bereit sind, jedwede Gewaltmittel einzusetzen, um andere Meinungen zu unterdrücken, auszuschließen oder auf andere Art und Weise mundtot zu machen. Und jetzt sagen Sie mir, wer hier wirklich die Faschisten sind!

Autor: Dirk Hüther