SCHUBLADENDENKE – ODER ES GEHT NIE UM POLITIK

von Redaktion — über |

Verfolgen Sie auch derzeit das sogenannte politische Geschehen in diesem Land? Und – was macht das mit Ihnen? Beteiligen Sie sich gerne an dieser Etikettiererei? Kaum haben Sie drei Sätze gesagt und schon kommt der erste um die Ecke und klebt Ihnen ein Etikett auf die Stirn. Machen Sie sich nix vor, Sie machen das genauso.

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Auf „unsere Seite“ kleben dann Leute Etiketten wie „rechts“, „Nazi“, „Verschwörungstheoretiker“, und allerlei weitere echt alberne Zuschreibungen. Im Umgekehrten etikettiert „unsere Seite“ die anderen als „linksgrünversifft“, „Kommunist“, etc. Wir können diese Schubladendenke genauso gut. Und beide Seiten kapieren nicht, dass genau diese Schubladendenke das eigentliche Problem ist. Beide Seiten beschweren sich über gesellschaftliche Spaltung und sind blind dafür, dass es genau ihre eigene Schubladendenke ist, die ursächlich für die Spaltung ist.

Schubladendenke ist das Resultat von Selbstbezogenheit, was so viel bedeutet, wie den eigenen Maßstab als allgemeingültig für den Rest der Welt anzunehmen. Die eigene Wichtigkeit des Bedürfnisses nach Ordnung gilt dann z.B. als Maßstab für den Rest der Welt, der unterteilt wird in die, die so sind wie ich. Die sind dann „ordentlich“. Der Rest der Welt, dem die Ordnung nicht so wichtig ist wie mir z.B., ist dann „unordentlich“. So bewerten Menschen den Rest der Welt und nach erfolgreicher Bewertung werden alle Menschen mit ähnlichen Merkmalen in einen Topf geworfen, auf den dann ein Etikett geklebt wird – hier, in unserem Beispiel mit der Ordnung, eben die Gruppe der „Unordentlichen“ und wenn dann noch zusätzlich eine krankhafte Störung von einem Laien attestiert wird, prangert auf der Schublade so etwas wie „Messi“ (womit nicht der Fußballstar gemeint ist).

Wenngleich Bewertung und die anschließende Verwahrung in Schubladen ein in unserer Kultur zutiefst verbreitetes Verhalten ist, ist es gleichermaßen ungesund und macht erwiesenermaßen unglücklich. Menschen, die in Schubladen denken sind nicht glücklich. Da ist ein Punkt dahinter – das sagt zumindest die Glücksforschung. Schubladendenke ist auch ein Zeichen einer sehr unreflektierten Persönlichkeit, womit wir bei meiner provokativen Ausgangsthese sind: Es geht nie um Politik. Es geht nicht um Rechts oder Links – alberne Kategorien aus vergangenen Jahrhunderten mit absolut null Alltagsrelevanz. Beides sind unglückliche und unreflektierte Menschen, die die Ursache für ihr Unglück im Außen und vornehmlich bei anderen suchen und sich selbst damit zum Opfer böser Menschen, Parteien oder anderer dunkler Mächte machen.

Ich wünsche mir, dass wir in der Auseinandersetzung mit anderen, die uns in die langweiligen, altbekannten Schubladen packen, nicht mehr mit Argumenten oder Rechtfertigungen antworten, sondern einfach in die Offensive gehen und diese Leute genau damit konfrontieren, was sie sind: unglücklich und unreflektiert. Wer Ihnen also demnächst mal wieder seine Schubladendenke vor den Füßen auskübelt und Sie mit blödsinnigen Zuschreibungen bewertet, antworten Sie mit den folgenden Sätzen und beten Sie die (meist sind es) Fragen wie eine hängende Schallplatte runter. Es wird Zeit, dass diese Typen endlich merken, dass sie das Problem sind. Die Sätze/Frage sind die folgenden:

Warum sind Sie (bist Du) so voller Schubladendenke?

Warum fällt es Ihnen so schwer einen Menschen einfach als Menschen zu betrachten?

Lassen Sie zwischendurch immer wieder mal ein „Gesund ist das ja nicht“ einfließen, wenn Sie weiter wie die hängende Schallplatte fragen: „Warum sind Sie so voller Schubladendenke?“

Spielen Sie mit den Sätzen/Fragen und entwickeln Sie eigene Versionen wie „Jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie könnten Menschen als Menschen sehen, ohne sie in eine Schublade zu stecken. Wie wäre das wohl?“, oder „Sagen Sie – wofür brauchen Sie diese Schubladendenke eigentlich?“.

Jetzt ist einfach Schluss mit lustig. Hören Sie auf, sich auf diese albernen Muster einzulassen, von Beschimpfungen, Zuschreibungen, Rumargumentieren und Rechtfertigen. Seien Sie selbstbewusst. Lassen Sie die Schubladendenke einfach selber sein und konfrontieren Sie die Leute, die an ihren Schubladen festhalten wollen mit dem, was sie sind. Sie sind weder rechts, noch links, noch progressiv, oder konservativ. Niemand ist ein solcher Blödsinn. Es sind einfach unreflektierte Persönlichkeiten, die deshalb schlichtweg nicht in ein öffentliches Amt gehören oder in irgendeine andere Position, in der sie mehr Macht haben, als mit der Ferse in der Badewanne die Menge des ausströmenden Wassers zu kontrollieren.

Autor: Dirk Hüther

Anm. d. Red.: Wenn Sie mehr über solche und ähnliche Themen lesen wollen: das zweite Buch von Dirk Hüther mit dem Titel „Augenhöhe“ ist gerade im Verlag „Ars Vobiscum“ erschienen.