Spontane Rede eines Frankfurter Freiheitssängers

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Am 04.12. wurde auf der Frankfurter Konstablerwache ein Redebeitrag gehalten, welchen wir im Nachgang noch veröffentlichen dürfen.

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"Wir sind heute hier, ich stehe hier, weil wir Frieden wollen - leider sind wir immer noch zu wenig, auch wenn ich genau weiß, dass sehr, sehr viele Frieden wollen!

Wir machen das jede Woche ... und wir beobachten, dass unterdessen der Krieg zu einem Weltkrieg wird und näher rückt. Mehr Menschen müssen die Shoppingmeile verlassen, damit der Friedenszug, der Peace-Train wieder gross wird. Der 25. November in Berlin war ein guter Anfang, aber auch dort waren wir mit ca. 20.000 Teilnehmern noch zu wenig. Zum Vergleich: In der alten BRD waren wir am 10.10.1981 mit 300.000 in ganz anderen Dimensionen. Und schon damals hat die tagesschlau uns kleingeredet hinterher.

In Frankfurt hatte die Friedens- und Zukunftswerkstatt eine Zugfahrt organisiert, kurz nach 7 Uhr fuhr der Sprinter und die Tickets waren bezahlbar, ein richtiges Schnäppchen auch wenn es an diesem Samstag gezogen hat - scheiss drauf und ab dafür!

Das Wetter läßt euch bei so etwas zögern? Dann solltet ihr wissen, was Krieg bedeutet, ukrainische Soldaten können euch was davon erzählen, einer von ihnen hat einen Orginalton hiervon auf der ukrainischen Seite zensor.net ins Netz gestellt.

Sergei Gnesdilow ist der Namen jenes Ukrainers und sein Text ist aus einem der vielen Kessel in diesem Krieg, aus Peski und heißt "Peski, Fleischwolf", ach ja: und ob jener Sergei noch lebt, weiß ich nicht:

"Was ist zu verlieren, was kann mir noch genommen werden, am sechsten Tag meiner persönlichen Hölle, in Peski, einen Kilometer von der ersten Straße von Donezk, Ukraine, entfernt? Die Körper jener, die mir lieber waren als meine Familie, liegen in der Hitze in den Gräben, zerbrochen von Kaliber 152. Wie ich zuvor schon schrieb, 6.500 Granaten für jedes verdammte Dorf in weniger als einem Tag. Es waren schon sechs solcher Tage, und ich kann mir nicht vorstellen, wie auch nur eine kleine Zahl unserer Infanterie in diesem Hagel feindlichen Feuers überlebt hat.

_Nein, ich jammere nicht.

[...]

_Vorgestern ist die Linie gebrochen und eine Flut von Toten und Verwundeten ergoss sich. Ich werde keine Statistiken veröffentlichen, das ist in unserem Land verboten, aber ihr habt keine Vorstellung von der Zahl und dem Anteil der Verluste. Das ist eine Hölle von einem Fleischwolf, in dem das Bataillon den Ansturm schlicht mit den Körpern auffängt.

_Da ist Krieg.

_Aber ohne Gegenartillerie wird er zu einem sinnlosen Fleischwolf, in dem jeden Tag eine irrwitzige Menge unserer Infanterie zermahlen wird.

_Wollt ihr wirklich die Wahrheit? Hier ist sie, die nackte Wahrheit:

Die Reserve geht in die Stellung, schließt den Durchbruch, und nach fünf Minuten ist nur noch einer von 15 Leuten unversehrt..."

Also dann doch besser zur Not mal früh aufstehen, um bei Wind und Wetter für den Frieden einzustehen. Oder zumindest hier an jedem Montag um 18:00 Uhr an der Konstablerwache in Frankfurt am Main, auch wenn Scheisswetter ist. Immer noch besser bevor ihr oder eure Kinder mit den Würmern allzu bald Bekandschaft schließt, Glück auf!


Übrigens die Reden der Kungebung in Berlin vom 25. November könnt Ihr euch im Netz anhören unter nie-wieder-krieg.org

Ebenfalls Infos gibt es unter frieden-und-zukunft.de/"

Gastautor: Manfred Comes, Frankfurt/Main