Das Strategiepapier „Wie wir Covid-19 unter
Kontrolle bringen“ vom Bundesinnenministerium
ist mal wieder in aller Munde.
Zuletzt ist auch "die WELT" darauf gekommen, dass es
mehr als fragwürdig ist, wenn ein studierter
Germanist und Mao-Fan an Strategiepapieren
arbeitet, die Deutschland in der Bewältigung
einer Gesundheitskrise helfen sollen.
Bereits im Februar 2021 hatte sich „die WELT“
in einem Artikel verwundert gezeigt über die
Mitarbeit von Otto Kölbl an dem besagten
Strategiepapier. Nun, im Mai 2022 (ein ganzes
Jahr später), veröffentlicht „die WELT“ in
einem Artikel, dass Otto Kölbl wohl auch aus
China bezahlt wurde.
Wer sind die Autoren?
Hier die Auflistung, wie Sie mir als Antwort auf
meine Anfrage nach IFG vom 18.05.2020 vom
BMI zugesandt wurde:
- Prof. Dr. Boris Augurzky, RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung
- Dr. Hubertus Bardt, Institut der Wirtschaft, Köln
- Prof. Dr. Heinz Bude, Uni Kassel
- Roland Döhrn, RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung
- Prof. Dr. Michael Hüther, Institut der Wirtschaft, Köln
- Otto Kölbl, Universität Lausanne
- Dr. Maximilian Mayer, The University of Nottingham China (UNNC)
- Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph M. Schmidt, RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung
Das Innenministerium hat keine Interessenkonflikte
geprüft, da die Autoren „pro bono“
– also ohne Honorar – für das Innenministerium
gearbeitet haben. Warum so hochdotierte
Menschen, die unter anderem von Honorarvorträgen
leben, plötzlich ohne Honorar
arbeiten, erschien dem BMI offensichtlich
nicht fragwürdig.
Meine weiteren Anfragen ans BMI wurden
entweder beantwortet mit „diese Information
liegt uns nicht vor“ oder man hat mir seitenweise
geschwärzte Unterlagen zukommen
lassen. Über Otto Kölbl hat „Der Standard“
einen interessanten Artikel geschrieben.
Otto Kölbel forscht seit 2007 über sozio-ökonomische
Entwicklung in China und (vergleichend)
in anderen Entwicklungsländern sowie
über deren Darstellung in den westlichen
Medien (Dissertationsprojekt). Mehr über seine
Arbeit ist auf seiner Internetseite zu finden,
https://www.Rainbowbuilders.org.
Nicht nur Otto Kölbl hat unzulässigerweise,
über die Maßen Einfluss auf die deutsche
Politik genommen und das Innenministerium
„beraten“. Ein weiterer auffälliger „Berater“ ist
Prof. Dr. Boris Augurzky, RWI – Leibniz-Institut
für Wirtschaftsforschung:
Seit 2019 Vorstandsvorsitzender der Stiftung
Münch, zus. mit Dr. Johannes Gruber
zuletzt Geschäftführer und Syndikus der Stiftung
Münch. Arbeitet seit 2012 als Partner bei
einer Kanzlei für Wirtschaftsrecht (Seufert in
München).
Die Kanzlei Seufert hat unter anderem die
BioVariance GmbH (Präzisionsmedizin durch
Analyse genetischer Daten) beraten. Ein Auszug
aus einem Blog-Artikel auf der Seite der
BioVariance GmbH, Zitat: „…Die BioVariance
GmbH hat ihren Teil dazu beigetragen, indem
sie eine weltweit agierende in-vitro Diagnostik-
Firma bei der FDA-Zulassung eines neuen
und schnellen COVID-19 PCR-Tests unterstützt
hat.“
Seufert hat die BioVariance GmbH unter anderem
bei der Suche nach weiteren Investoren
unterstützt (spannenderweise ist der
Blogbeitrag von der Seite der BioVariance
GmbH verschwunden - derzeit kann man die
Seite aber noch über die Wayback-Machine
finden).
Allein über Herrn Prof. Augurzky finden sich
also Verbindungen:
- zu einem der größten Klinikbetreiber in Deutschland, der Rhön-Kliniken
- nach China
- und zu einer Firma, die ein Unternehmen dabei unterstützt hat, in den USA eine FDA-Zulassung für einen PCR-Test zu bekommen.
Das RWI, für das Herr Augurzky arbeitet,
wird übrigens vom Land NRW gefördert. Die
hauptsächliche Finanzierung findet durch öffentliche
Mittel statt.
Ich fürchte, dass das, was wir hier sehen dürfen, nur die Spitze eines gigantischen Eisberges an Verflechtungen und Lobbyismus ist. Wie weit diese Strukturen in unsere korrumpierte Politik hineinreichen, ist wohl unmöglich in Gänze aufzuzeigen.