„Wider den Gehorsam“ - geschrieben von Arno Gruen (1923-2015)

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Ein Buch, das uns Mut macht und den Weg aus der Krise zeigt!

Das kleine Buch, erschienen bei Klett-Cotta, mit der ISBN 978-3-608-94891-2 umfasst nur 90 Seiten, enthält aber eine Menge „Futter“. Die aus dem Buch zitierten Passagen sind mit „“ gekennzeichnet.
Immer wieder in meinem Leben habe ich mich gefragt, wie es in so vielen Teilen der Welt und zu allen Zeiten zu Unmenschlichkeiten kommen konnte und was die Menschen zum „Mitmachen“ bewegt? Warum hinterfragen so viele Menschen die Corona-Geschichte nicht und glauben auch die Affenpocken-Mär?
Die Erklärung für all das, für den zum Teil blinden Gehorsam, mehr noch, das Rechtfertigen jedweder nicht erforderlicher, ungeeigneter oder unverhältnismäßiger Maßnahme als nötig, gut und fürsorglich vom Staat, liegt – wie so vieles – in unserer frühesten Kindheit.
Den Eltern und ihrer Autorität ausgeliefert, sichert der Gehorsam dieser Autorität gegenüber ein versorgt und beachtet werden. „…Gehorsam ist immer Unterwerfung unter den Willen eines anderen, weil dieser Macht über einen hat…“.
Arno Gruen schreibt dazu „…Eine Todesangst sucht das Kind heim. Es kann nicht damit leben, dass die Eltern sich von ihm zurückziehen…. Es übernimmt, um seine Verbindung aufrechtzuerhalten, die Erwartungen der Eltern. Auf diese Weise wird das seelische Sein eines Kindes in seiner autonomen Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit geradezu ausgelöscht…“
"...Ein Kind fängt an, seinen Unterdrücker, den Aggressor, zu idealisieren, ihn zum Objekt der Identifi kation zu machen…“."...Ein Kind fängt an, seinen Unterdrücker, den Aggressor, zu idealisieren, ihn zum Objekt der Identifi kation zu machen…“.
Diese Entwicklung prägt das kindliche Empfinden nachhaltig, denn die eigenen erlebten Gefühle müssen vom Kind unterdrückt werden, die elterlichen Bedürfnisse und Gefühle müssen stattdessen befriedigt werden. So lernt das Kind mehr auf die Wünsche der Autorität zu achten, als auf die eigenen. „…In Zeiten von … Existenzängsten … dringen diese Ängste wieder ins Bewusstsein.“ „Erneut unterwerfen wir uns – wie früher – demjenigen aus Angst, der auf uns Zwang ausübt, um von ihm gerettet zu werden.“ Schlimmer noch „das innere Regen nach Freiheit…“ wird mit „Ungehorsam gegenüber der Macht gleichgesetzt…“. Alles was dieses Dilemma und vor allem die dahinterliegenden Ängste aufdecken könnte, muss bekämpft werden – das erklärt, warum Querdenker, Spaziergänger oder Kritiker von vielen Menschen beschimpft werden. Ihr kennt sicher die Experimente von Milgram, in denen 65% der Probanden den Anweisungen ohne große Einwände folgten. Arno Gruen schreibt dazu: „Gehorsam“, wie Milgram schrieb, „ist der psychologische Mechanismus, durch den individuelles Handeln an politische Zwecke gebunden wird.“ Er ist der Zement, der die Menschen an Autoritätssysteme bindet und ein tiefverwurzeltes Verhalten erzeugt, das ethisches Empfinden und Mitgefühl zunichtemacht…“…
65% folgen gehorsam, das bedeutet aber auch, dass 1/3 der Menschen nicht pathologisch gehorsam ist. Mehr noch. Arno Gruen schreibt uns quasi eine Anleitung, wie wir den „Kampf gegen den Gehorsam“ erfolgreich führen können:„… aus diesen Gründen muss der Kampf gegen den Gehorsam nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit den Gefühlen … ausgetragen werden. Damit ist ganz allgemein die Empathie gemeint: Unsere Fähigkeit, mitfühlend auf unsere Umwelt einzugehen. Dies bietet nicht nur jenen die Stirn, die ihrem blinden Gehorsam ergeben sind, sondern es zielt auch auf ihre eigenen, verschütteten empathischen Möglichkeiten…“. Weiter schreibt er „… Milgram erbrachte den Nachweis, dass sich diese Wahrnehmungen, die empathiegesteuert sind, wider Erwarten bei den Gehorsamen – nämlich ungefähr der Hälfte von zwei Dritteln – manifestieren…“

Mein Fazit:
1. Ein sehr lesenswertes Buch
2. Arno Gruen schreibt (und ich stimme ihm unumwunden zu):
„…Das gibt Hoffnung. Mitgefühl und menschliche Zuwendungen widerstehen nicht nur dem Gehorsam und treten ihm entgegen; sie können Gehorsam auch zurückdrängen. Das Überleben des Menschen hängt von unserer Fähigkeit ab, Mitgefühl und Liebe zu leben und nicht von Gehorsam abhängig zu sein oder zu bleiben…“