„Corona – Lockdown – die große Leere – Doch bald kommt die Zeit, Deutschland wieder mit Leben zu füllen - wir freuen uns jetzt schon darauf, endlich alle wieder zusammen zu bringen – zu gemeinsamen Erlebnissen – zu Sehnsuchtsorten – wir waren im Einsatz als das Land stillstand – jetzt bringen wir es wieder in Bewegung.“ Wir fahren das Leben wieder hoch!?
Kennen Sie noch diese Werbung der Deutschen Bahn aus 2021?. Diese hat in mir ein angenehmes Gefühl aufkommen lassen, dass hier etwas Schönes kommt und wir auf einem guten Kurs in Richtung Zukunft sind. Auch ich möchte wieder ein Leben „nach Corona“ haben und an dieser positiven Zukunft teilnehmen.
Nach Corona haben wir vieles wieder hochzufahren und aufzubauen. Vieles darf auch nie wieder so geschehen. Wir können uns Schäden an Menschen, Material und Infrastrukturen einfach nicht mehr leisten, wenn wir so viele Ausfälle und Baustellen haben.
Wenn ich im Schienenverkehr unterwegs bin, fallen mir die vielen Elektroroller unter den Sitzen, die E-Bikes und Pedelecs auf. Das Angebot dieser neuen Mobilität wird angenommen. Oft sind die Züge auch mal so voll, dass Personen nicht mehr mitgenommen werden können. Sieht das nach einem gelungenen Mobilitätskonzept aus, das von den Kunden gut angenommen wird?
Meine berufliche Vergangenheit als Ingenieur lässt mich daran zweifeln: Zu einem wirklich guten Konzept mit Potenzial gehört doch auch immer eine ordentliche Technik-Folgen-Abschätzung. Sofort gehen mir wieder die Szenen des ICE-Unglücks von Eschede und der Brandkatastrophe von Kaprun durch den Kopf. Damals haben uns diese Katstrophen sehr erschüttert. Man wird plötzlich mit vielen Fragen zu möglichen Fehlerquellen konfrontiert. Was ist hier passiert, haben wir etwas übersehen, wo ist noch ein offenes Thema? Wo ist die Lücke und wer hat sie übersehen? Die Einstellung gegenüber Risiken ist bei mir sicher anders ausgeprägt, als bei vielen anderen Berufsgruppen, die unbedarfter durchs Leben gehen.
Lithium-Ionen-Akkupacks können im Fehlerfall eine Menge an Rauchgasen, Hitze, Feuer und auch ätzenden Stoffe freisetzen, die explosionsartig auf die Umgebung wirken, dabei Brände auslösen und bei Menschen Haut, Augen und Lunge schädigen oder töten können. Feuerwehrleute müssen Schutzkleidung und Atemschutz tragen, wenn sie in solche Bereiche müssen, in denen sich ein Akkusystem zerlegt, während Fahrgäste in leichter Sommerbekleidung in den Fahrzeugen dann einfach ungeschützt sitzen? Wie werden die Personen in den Fahrzeugen denn überhaupt geschützt?
Die Fahrzeuge haben keine dafür geeigneten Sicherheitseinrichtungen oder Löschmittel. Anfragen bei einigen Stellen gehen ins Leere und Informationen sind nicht auffindbar und Fluchtmöglichkeiten in überfüllten Fahrzeugen sind wohl nicht möglich. Das könnte ein sehr riskantes Spiel mit vielen Teilnehmern sein! Es erscheint irgendwie so, als ob es die Katastrophe von Kaprun (mehr als 150 Tote durch Rauchgasvergiftungen) nie gegeben hätte! Auch hier geht es um Menschenleben und die Gesundheit vieler Menschen. Aber das trifft auch alle anderen Menschen, die direkt und indirekt mit dieser Katastrophe konfrontiert werden: das Betriebspersonal, die vielen Rettungskräfte von Feuerwehr, Polizei, Notärzten, THW, Ärzte und Pflegepersonal in den Kliniken, die Angehörigen, Freunde, Verwandte, Arbeitgeber, etc. Die menschlichen Verluste, die weiteren Schäden und die Wirkung einer solchen Katastrophe gehen deutlich über ein Bahnunternehmen, das betroffene Fahrzeug und die Unfallstelle hinaus!
Da niemand voraussehen kann, wann und wo eine solche Katastrophe eintreten kann und welchen Umfang sie haben wird, geht ein solches Thema alle Menschen an, die schnell betroffen sein können.
„Wir fahren das Leben wieder hoch“ - aber sicher und anders!
Bei Corona haben wir viele nutzlose, sogar uns selbst schädigende Maßnahmen kollektiv umgesetzt – nur weil es „von oben befohlen war“. Aber bei den Gefahren, welche von massenhaft mitgeführten Akkusystemen in den Zügen und Bussen ausgehen, drücken wir beide Augen zu? Ich möchte es niemals erleben, dass sich Kaprun in einem Frankfurter U-Bahn-Tunnel oder an irgendeinem Tunnel der DB Netz AG wiederholt! Schauen Sie sich bitte die Videozusammenstellung incl. der Hintergrunddokumentation an und überlegen Sie, was los wäre, wenn das in einem Zug oder Bus passiert – egal ob „als Unfall“ oder „mit Vorsatz“.
Jeder kann das verhindern! Wenn viele jetzt die Notbremse ziehen und die Sicherheitseinrichtungen und Schutzmaßnahmen abfragen und einfordern, die jeder von uns kennen, finden und umsetzen können muss, dann wird sich etwas verändern! Wir machen Druck, Probleme und Fehler vor einer Katastrophe abzustellen – und zwar diesmal bei einer real existierenden Gefahr!
Gastautor: Steffen aus Gießen
Anlagen / Dokmentation:
Die Transportunternehmen und Verkehrsverbünde reagieren nicht oder nur sehr zögerlich auf Anfragen zum Thema. Es gibt keine Fahrzeuge für den gemeinsamen Transport von Akkusystemen und Personen. Man beginnt erst jetzt sehr langsam damit, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber man will Erfahrungen haben, dass bei diesen Akkusystemen bisher nichts passiert sein soll.
Dokumentation_Escooter_Gefahr_Verkehrsverbund_Geschwaerzt.pdf
Ausnahme scheint der "HVV" zu sein, welcher vor kurzem e-Scooter (Elektro-Roller) in seinen U- und Hoch-Bahnen verboten hat:
HVV__ab-24-august-keine-e-scooter-mehr-in-den-u-bahnen-d2.pdf
HVV-Kurzfilm zum Thema
Anders im Flugverkehr. Hier ein FAA-Informationsvideo für "die Kabine". Das Kabinenpersonal in der Luftfahrt wird aber ständig geschult und trainiert, was sie im Ernstfall zu machen haben! Aber bei der Bahn und im ÖPNV gibt es kein solches Kabinenpersonal und keine solchen Löschmittel (im Video wird auch eine Kühlung vorgeführt). Eine Räumung der Bereiche ist bei einem überfüllten Zug/Bus gar nicht möglich.
Und hier gibt es ein Video das ein schweizer Institut zu den Akkubränden in einem Tunnel gemacht hat. Es zeigt, wie schnell die Sichtverhältnisse durch die heftige Rauchgasentwicklung nachlassen und enthält den Hinweis, dass die Reinigung des Tunnels nur mit Schutzkleidung erfolgen soll. Das deutet auf recht aggressive Rauchgase und schädliche Rückstände hin.
In den Fahrzeugen ist der Innenraum deutlich eingeschränkter, so dass das schon ein Gefühl vermittelt, wie schnell sich die Verhältnisse in einem voll besetzten Bereich verändern, wenn da so etwas "passieren" sollte.